Welche Bedeutung haben Genotypveränderungen in der Diagnostik der malignen Hyperthermie?

Zusammenfassung Bei der malignen Hyperthermie (MH) handelt es sich um eine hereditäre Erkrankung mit autosomal dominantem Erbgang, die auf molekularer Ebene durch eine Dysregulation der intrazellulären Kalziumhomöostase charakterisiert ist. Genetische Untersuchungen haben eine Kopplung von DNA-Marke...

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Veröffentlicht in:Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie : AINS Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie : AINS, 1996, Vol.31 (6), p.334-343
Hauptverfasser: Steinfath, M., Scholz, J., Singh, S., Wappler, F.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Bei der malignen Hyperthermie (MH) handelt es sich um eine hereditäre Erkrankung mit autosomal dominantem Erbgang, die auf molekularer Ebene durch eine Dysregulation der intrazellulären Kalziumhomöostase charakterisiert ist. Genetische Untersuchungen haben eine Kopplung von DNA-Markern der Chromosomen 19q12 - 13.2-Region und dem MHS-Phänotyp (MH-Veranlagung) in etwa 50 % der Familien mit Disposition zur MH gezeigt. Das Ryanodinrezeptorgen, das für einen intrazellulären Kalziumfreisetzungskanal am sarkoplasmatischen Retikulum der menschlichen Skelettmuskulatur kodiert ist in der Chromosomen 19q13.1 -13.2-Region lokalisiert und wird als eines der Kandidatengene für die MH angesehen. Im menschlichen Ryanodinrezeptorgen wurden bisher acht unterschiedliche Punktmutationen in Familien mit MH-Veranlagung nachgewiesen, die jeweils eine Häufigkeit von 2-10 % haben. Eine Kombination von zwei oder mehreren verschiedenen Punktmutationen innerhalb einer MH-Familie wurde bisher nicht beobachtet. Von einer amerikanischen Arbeitsgruppe wurde eine genetische Kopplung zwischen DNA-Markern der Chromosomen 17q11.2-24-Region und dem MHS-Phänotyp beschrieben. Diese Beobachtung konnte in mehreren Untersuchungen in verschiedenen europäischen MH-Zentren bislang nicht bestätigt werden. In der Chromosomen 17q11.2-24-Region liegen einige Gene, die für Untereinheiten des Dihydropyridinrezeptors und des Natriumkanals der Skelettmuskulatur kodieren. Der Dihydropyridinrezeptor ist mit dem Ryanodinrezeptor verknüpft und an der Kalziumregulation der Skelettmuskelzelle beteiligt. Neueste genetische Untersuchungen haben eine Kopplung zwischen der Chromosomen 7q- bzw. Chromosomen 3q13.1-Region und dem MHS-Phänotyp in jeweils einer Familie mit Disposition zur MH aufgedeckt. Die Relevanz dieser Beobachtung ist gegenwärtig noch nicht bekannt. Aufgrund der großen Heterogenität des menschlichen MH-Syndroms ist derzeit ein präoperatives Screening auf der Basis von Genotypveränderungen nicht möglich. Das Standardverfahren zur Feststellung einer MH-Disposition bleibt nach wie vor der In-vitro-Kontrakturtest mit Halothan und Coffein nach dem Protokoll der ”European MH Group”.
ISSN:0939-2661
1439-1074
DOI:10.1055/s-2007-995932