4-Chlor-m-Cresol induziert Kontrakturen an Skelettmuskelpräparaten von Patienten mit Disposition zu maligner Hyperthermie

Zusammenfassung ZIEL: Der Konservierungsstoff 4-Chloro-m-Cresol (4-CmC) induziert Kontrakturen an Skelettmuskelpräparaten von Patienten mit Disposition zu maligner Hyperthermie (MH). Als Ursache wird ein Defekt des Ryanodin-Rezeptors des sarkoplasmatischen Retikulums vermutet. Es konnte gezeigt werd...

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Veröffentlicht in:Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie : AINS Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie : AINS, 1997-09, Vol.32 (9), p.541-548
Hauptverfasser: Wappler, F., Scholz, J., von Richthofen, Verena, Fiege, M., Steinfath, M., Schulte am Esch, J.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung ZIEL: Der Konservierungsstoff 4-Chloro-m-Cresol (4-CmC) induziert Kontrakturen an Skelettmuskelpräparaten von Patienten mit Disposition zu maligner Hyperthermie (MH). Als Ursache wird ein Defekt des Ryanodin-Rezeptors des sarkoplasmatischen Retikulums vermutet. Es konnte gezeigt werden, daß 4-CmC ein potenter Aktivator der Ryanodin-Rezeptor-vermittelten Ca 2+ -Freisetzung ist. In der vorliegenden Studie wurde daher geprüft, welche Effekte 4-CmC bei der Untersuchung menschlicher Muskelpräparate von MH-Anlageträgern (MHS) und Nichtanlageträgern (MHN) entwickelt, und ob durch unterschiedliche Konzentrationen von 4-CmC eine bessere Diskriminierung zwischen MHS und MHN erzielt werden kann. METHODIK: In der prospektiven Studie wurden 40 Patienten mit dem Verdacht auf eine Veranlagung zu MH mit dem Invitro-Kontrakturtest (IVKT) in die diagnostischen Kategorien MHS und MHN eingeteilt. Anschließend wurden die Effekte von 4-CmC an verbliebenen, vitalen Muskelpräparaten untersucht. ERGEBNISSE: Die kumulative Gabe (25, 50, 75, 100, 150 und 200 μmol/l) von 4-CmC bewirkte konzentrationsabhängig eine Kontrakturentwicklung der Muskelpräparate. Die Kontrakturen entwickelten sich in der MHS-Cruppe (n = 17) schneller und waren signifikant stärker ausgeprägt als in der MHN-Gruppe (n = 23). Nach Bolusgabe von 50, 75 und 100 μmol/l 4-CmC entwickelten sich bei den MHS-Muskelpräparaten ausgeprägte Kontrakturen. In der MHN-Gruppe wurden hingegen nur nach Gabe von 100 μ mol/l 4-CmC Muskelkontrakturen registriert. Sämtliche Kontrakturniveaus nach Gabe von 100 μmol/l 4-CmC wurden in der MHS-Gruppe signifikant schneller erreicht als in der MHN-Gruppe. Es gab zwischen den Gruppen keine Überschneidungen der Einzelwerte. SCHLUßFOLGERUNG: Die In-vitro-Kontrakturtestung mit 4-CmC führt einerseits zu einer eindeutigen Diskriminierung zwischen MHS- und MHN-Patienten und scheint eine spezifische MH-Diagnostik zu erlauben. Andererseits ist bislang noch nicht abschließend geklärt, ob 4-CmC eine MH-Triggerpotenz aufweist und somit bei MHS-Patienten kontraindiziert wäre. Da 4-CmC in vielen Handelspräparaten als Konservierungsstoff enthalten ist, ergibt sich möglicherweise ein hohes Gefährdungspotential für MH-Patienten. Zur Risikominimierung sollten daher bei Patienten mit MH-Disposition bis zum Abschluß weiterer Untersuchungen keine cresolhaltigen Arzneimittel Verwendung finden.
ISSN:0939-2661
1439-1074
DOI:10.1055/s-2007-995108