Schwerer Verlauf einer seltenen atypischen Mykobakteriose (M. haemophilum) an der Hand – Fallbericht und strategische Anmerkungen
Zusammenfassung EINLEITUNG: Mycobacterium haemophilum gehört zur Gruppe der atypischen Mykobakterien und ist als Auslöser von Infekten an der oberen Extremität sehr selten beschrieben worden. Die Virulenz dieses Keimes ist gering. Das Vorkommen scheint ubiquitär, die Übertragungswege sind weitgehend...
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Veröffentlicht in: | Handchirurgie, Mikrochirurgie, plastische Chirurgie Mikrochirurgie, plastische Chirurgie, 2008-10, Vol.40 (5), p.342-347 |
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Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Online-Zugang: | Volltext |
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EINLEITUNG: Mycobacterium haemophilum gehört zur Gruppe der atypischen Mykobakterien und ist als Auslöser von Infekten an der oberen Extremität sehr selten beschrieben worden. Die Virulenz dieses Keimes ist gering. Das Vorkommen scheint ubiquitär, die Übertragungswege sind weitgehend unbekannt. FALLBERICHT: Eine 48-jährige Patientin stellte sich mit den klinischen Symptomen einer chronifizierten Beugesehnensynovialitis am palmaren distalen Unterarm und der linken Hohlhand vor. Wir führten drei programmierte Débridements durch. Die bakteriologische Standarddiagnostik ergab keinen Keimnachweis. Histologisch zeigte sich eine granulomatöse Entzündung mit Langerhans-Riesenzellen. Aufgrund des Mykobakterioseverdachtes erfolgte die kalkulierte Monotherapie mit Ciprofloxazin. In Kooperation mit dem Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien in Borstel konnte nach 6 Wochen Mycobacterium haemophilum kulturell nachgewiesen werden. Die kalkulierte Monotherapie wurde nun auf eine gezielte Dreifachtherapie mit Clarithromycin, Ethambutol und Rifabutin umgestellt. 3 Monate postoperativ war die Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt. Eine progrediente funktionelle Verschlechterung an der betroffenen Hand musste 1 Jahr nach Behandlungsbeginn durch Narbenexzision und Beugesehnentenolyse behandelt werden. Der entstandene palmare Weichteildefekt wurde durch einen DMCA-2-Lappen, der zwischen den Mittelhandknochen hindurch nach palmar transponiert wurde, in gleicher Sitzung gedeckt. Unter konsequenter Krankengymnastik und Ergotherapie konnte eine dauerhafte Verbesserung des funktionellen Ergebnisses mit nahezu regelrechten Bewegungsausmaßen erzielt werden. Die Behandlungsdauer betrug insgesamt etwa 15 Monate. DISKUSSION: Patienten mit atypischen Mykobakteriosen an der oberen Extremität bedürfen einer qualifizierten handchirurgischen Betreuung. Die Entscheidung über Notwendigkeit und Art der medikamentösen Therapie erfolgt auf Grundlage der Keimdifferenzierung und sollte zusammen mit dem Nationalen Referenzzentrum für Mykobakterien in Borstel erfolgen. Zur Verkürzung der diagnostischen Lücke zwischen der Erstvorstellung des Patienten und dem Nachweis von Mykobakterien schlagen wir bei Handinfekten mit untypischem Verlauf ein standardisiertes Vorgehen vor. |
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ISSN: | 0722-1819 1439-3980 |
DOI: | 10.1055/s-2007-989476 |