Kasuistik einer Familie mit familiärer frühbeginnender Alzheimer-Demenz – Eine Differentialdiagnose zur progressiven Myoklonusepilepsie
Kasuistik: Zwei Brüder italienischer Abstammung im Alter von 32 und 37 Jahren wurden in unserer Klinik zunächst nur mit epileptischen Anfällen und Myoklonien behandelt. Erst nach mehrjährigem Krankheitsverlauf entwickelt sich bei beiden eine Demenz. Die Mutter der Patienten sowie zwei Brüder der Mut...
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Format: | Tagungsbericht |
Sprache: | ger |
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Zusammenfassung: | Kasuistik:
Zwei Brüder italienischer Abstammung im Alter von 32 und 37 Jahren wurden in unserer Klinik zunächst nur mit epileptischen Anfällen und Myoklonien behandelt. Erst nach mehrjährigem Krankheitsverlauf entwickelt sich bei beiden eine Demenz.
Die Mutter der Patienten sowie zwei Brüder der Mutter verstarben etwa fünfzigjährig nach zehnjähriger Demenz.
Trotz der für eine progressive Myoklonusepilepsie typischen klinischen Trias mit Demenz, Myoklonien und Epilepsie war eine klare Zuordnung zu den gängigen Differentialdiagnosen (Lafora-Krankheit, Unverricht-Lundborg-Krankheit, Zeroid-Lipofuszinose, Sialidosis, MERRF) zunächst nicht möglich.
Die Diagnose einer Alzheimer-Demenz konnte pathologisch gesichert werden, nachdem einer der Patienten nach fünfjähriger Erkrankung mit 41 Jahren an einer Pneumonie verstarb. Bei dem anderen Patienten wurde die Diagnose einer familiären frühbeginnenden Alzheimer-Demenz humangenetisch durch Nachweis einer Mutation im Presenilin 1-Gen gesichert.
Hintergrund:
Die Demenz vom Alzheimer-Typ ist meist sporadisch, etwa 5–15% sind jedoch heriditäre, frühbeginnende Alzheimer-Erkrankungen (FAD). Der Erbgang ist autosomal-dominant. Die Erkrankung beginnt vor dem 50. Lebensjahr. Kernsymptome sind Demenz, später auch epileptische Anfälle und Myoklonien. Begleitend bestehen vor allem in der Frühphase psychiatrische Symptome wie Angst und Depressionen. Im Verlauf finden sich häufig auch extrapyramidale Störungen. Ursächlich sind Mutationen der Presenilingene (Presenilin 1 auf Chromosom 14, Presenilin 2 auf Chromosom 1) und im Gen des Amyloid-Precursor-Proteins (Chromosom 21). Histologisch finden sich die typischen Veränderungen der Alzheimer-Demenz. Die mittlere Überlebenszeit nach Symptombeginn beträgt ca. 6 Jahre. Die Therapie ist symptomatisch.
Schlussfolgerung:
Bei progressiven Myoklonusepilepsien, die sich keiner der üblichen Differentialdiagnosen zuordnen lassen, ist die familiäre frühbeginnende Alzheimer-Demenz eine Differentialdiagnose.
Bei frühbeginnenden Demenzen mit Myoklonien und epileptischen Anfällen ist zur Diagnosesicherung eine humangenetische Diagnostik (Presenilin 1) sinnvoll.
Bei der familiären frühbeginnenden Alzheimer-Demenz können neurologische Symptome (Myoklonien und epileptische Anfälle) psychiatrischen Symptomen (Demenz) um Jahre vorausgehen und so die Diagnose erschweren. |
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ISSN: | 0302-4350 1438-9428 |
DOI: | 10.1055/s-2004-833259 |