Die Lymphknotenbiopsie: Freund oder Feind?

In den letzten Jahren entwickelte sich die Lymphknotenbiopsie als Standard Staging-Methode für solide Tumoren wie das Melanom oder Mammakarzinom. Einige neuere Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieser neben eines diagnostischen auch ein therapeutischer Wert zugeschrieben werden kann. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen gegen die Schildwächterlymphknoten(SLN)-Biopsie, da dieses sekundäre lymphatische Gewebe eine entscheidende Rolle bei der Induktion von spezifischen Immunantworten besitzt. Die Entfernung dieses Gewebes könnte somit für die immunologische Reaktion gegen den Tumor von Nachteil sein. In der Tat lassen sich in den SLN Tumor-spezifische T-Zellen nachweisen. Bei dem hier beschriebenen Fall konnten wir Proben eines Patienten immunologisch aufarbeiten, der an zwei aufeinanderfolgende Melanome erkrankte. So wurde im Jahr 2000 ein superfiziell spreitendes Melanom diagnostiziert. Der Tumor-befallene SLN wurde in unserer Klinik entnommen. Im Jahr 2002 wurde bei der Kontrolluntersuchung ein ulzerierentes, superfiziell-spreitendes Melanom gefunden und der primär Tumor (pT) sowie der Tumor-freie SLN entnommen. Bei der immunologischen Aufarbeitung dieser Präparatezeigte sich, dass trotz der Entfernung des ersten SLN und der darin enthaltenen Tumor-spezifischen T-Zellen entsprechende T-Zell-Klone in anderen Kompartimenten persistieren, da diese an der Immunreaktion gegen das zweite Melanom beteiligt waren. Mithilfe der real time PCR ließen sich entsprechende T-Zell Klone im peripheren Blut und sich in weiteren entwickelnden Metastasen nachweisen. Aus diesen Beobachtungen kann geschlossen werden, dass trotz der entscheidenden Funktion des SLN für die Induktion spezifischer Immunantworten, die Entnahme des SLN keinen negativen Effekt auf die Rekrutierung von Lymphozyten, die ursprünglich in diesem Organ induziert wurde, für Immunreaktionen gegen spätere Tumormanifestationen zu haben scheint.