Grenzen der Zellkultur: Humane Melanom-Zelllinien zeigen reverse Transkriptase-Aktivität, die von einem murinen Leukämie-Virus stammt
Mykoplasmen, bakterielle Nanobakterien, L-Formen, Pestiviren und das Überwachsen durch HeLa waren in den vergangenen Jahren als Kontaminationen von Kulturzellen beschrieben worden, was z.T. zu artefiziellen experimentellen Ergebnissen führte. In Melanom-Zelllinien aus Mäusen und Hamstern wurde zudem...
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Format: | Tagungsbericht |
Sprache: | ger |
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Zusammenfassung: | Mykoplasmen, bakterielle Nanobakterien, L-Formen, Pestiviren und das Überwachsen durch HeLa waren in den vergangenen Jahren als Kontaminationen von Kulturzellen beschrieben worden, was z.T. zu artefiziellen experimentellen Ergebnissen führte. In Melanom-Zelllinien aus Mäusen und Hamstern wurde zudem die Anwesenheit von Retroviren berichtet, weshalb wir humane Melanom-Linien auf die Anwesenheit von Retroviren untersuchten. Die Melanom-Linien SK-MEL-25, SK-MEL-28, MEL-JUSO, MML-I, MeWo, A-375, Colo-38 und BS-780 wurden von uns durch HLA-Typisierung als human bestätigt, und Überstände der Linien SK-MEL-25, SK-MEL-28, MEL-JUSO und MML-I zeigten im „product-enhanced reverse transcriptase (PERT)“-Assay reverser Transkriptase (RT)-Aktivität. Die RT-Aktivität zeigte im Saccharose-Gradienten einen für Retroviren typischen Dichte-Peak. Aus dieser Peak-Fraktion wurde nachfolgend durch „particle-associated retrovirus RNA amplification (PARRA)“ eine R-U5-Sequenz des „murinen Leukämie-Virus“ (MLV) identifiziert. Die semi-quantitative MLV-spezifische RNA-Polymerase Kettenreaktion (PCR) konnte die Kolokalisation der MLV-RNA mit der RT-Aktivität auf dem Saccharose-Gradienten demonstrieren. Sequenz-Vergleiche ergaben die höchste Homologie mit der retroviralen RET-Sequenz, die kürzlich in SP2/0-AG14 Myelom-Zellen von Mäusen identifiziert wurde. Zusammengefasst sind mehrere Melanom-Linien durch einen MLV produktiv infiziert, vermutlich infolge Tumor-Passagen in Mäusen oder durch Labor-Kontamination vor vielen Jahren mit nachfolgender Verbreitung auf andere Linien. Ähnlich dem heute etablierten Mykoplasmen-Screening empfehlen wir die obligatorische Testung von Melanom- und anderen humanen Zelllinien auf Retrovirus-Kontamination. Die von uns beschriebenen Daten verdeutlichen die Gefahr artefizieller Ergebnisse aus Zellkultur-Experimenten, die durch Verwendung von Patientenmaterial durch den wissenschaftlich tätigen Kliniker vermieden werden kann. |
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ISSN: | 0340-2541 1438-938X |
DOI: | 10.1055/s-2003-822207 |