Lösliches HLA‐G als Qualitätsparameter in der assistierten Reproduktion – ein Artefakt als Basis für eine (lebens-)wichtige Entscheidung?

Zusammenfassung Auf der Suche nach Qualitätsparametern als Ergänzung zur morphologischen Beurteilung des humanen Präimplantationsembryos, aber auch der Oozyten, wurde in den letzten Jahren zunehmend lösliches (solubles) HLA‐G (sHLA‐G) diskutiert. Während mancherorts die sHLA‐G-Bestimmung in Kulturme...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Geburtshilfe und Frauenheilkunde 2010-01, Vol.70 (1), p.17-23
Hauptverfasser: Juch, H., Dohr, G.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Auf der Suche nach Qualitätsparametern als Ergänzung zur morphologischen Beurteilung des humanen Präimplantationsembryos, aber auch der Oozyten, wurde in den letzten Jahren zunehmend lösliches (solubles) HLA‐G (sHLA‐G) diskutiert. Während mancherorts die sHLA‐G-Bestimmung in Kulturmedien früher menschlicher Teilungsstadien schon im klinischen Bereich angeboten wurde und kommerzielle Testsysteme erhältlich sind, zeigt die vorhandene wissenschaftliche Literatur deutlich, dass der Einsatz von sHLA‐G für diese Zwecke bedenklich ist. Wir demonstrieren in unserer Übersichtsarbeit einerseits, dass sich bei genauerer Betrachtung technische Unzulänglichkeiten bei den derzeit publizierten Nachweismethoden offenbaren. Andererseits diskutieren wir deutliche Hinweise aus der Grundlagenforschung, wonach das Konzept vom „aktiv sezernierten solublen HLA‐G“ selbst im klaren Widerspruch zu etablierten molekularen Mechanismen zum Abbau schadhafter, potenziell toxischer Messenger-RNA-Moleküle steht. Aufgrund des „nonsense mediated RNA-decay“ (NMD) wäre gar nicht mit einer messbaren sHLA‐G-Menge im Kulturüberstand einzelner Eizellen oder Präimplantationsembryonen zu rechnen. Es ist nicht zuletzt im Sinne der Glaubwürdigkeit der biomedizinischen Forschung und zur Vermeidung von „Wissenschaftsblasen“ wichtig, dass vor einer Anwendung neuer Marker die nötigen wissenschaftlichen und technischen Grundlagen kritisch geprüft werden – insbesondere, wenn es um (lebens-)wichtige Entscheidungen wie die Auswahl menschlicher Embryonen für den Transfer in den Uterus geht.
ISSN:0016-5751
1438-8804
DOI:10.1055/s-0029-1240729