Nachhaltiger Chancenausgleich durch mehrjährigen Kindergartenbesuch? Ergebnisse einer österreichischen Vollerhebung
Zusammenfassung Allgemein wird davon ausgegangen, dass der Kindergartenbesuch kompensierend wirkt und soziale Unterschiede in den kognitiven Kompetenzen von Kindern verringert. Eine kompensierende Wirkung qualitativ hochwertiger institutioneller Betreuung wurde auch bereits empirisch nachgewiesen. F...
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Veröffentlicht in: | Zeitschrift für Grundschulforschung 2021-09, Vol.14 (2), p.341-358 |
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Hauptverfasser: | , , , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Online-Zugang: | Volltext |
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Allgemein wird davon ausgegangen, dass der Kindergartenbesuch kompensierend wirkt und soziale Unterschiede in den kognitiven Kompetenzen von Kindern verringert. Eine kompensierende Wirkung
qualitativ hochwertiger
institutioneller Betreuung wurde auch bereits empirisch nachgewiesen. Für Österreich konnte ein solcher Nachweis bislang nicht erbracht werden – vielmehr zeigten Bruneforth, Weber und Bacher (2012) sowie Herzog-Punzenberger (2016), dass Kinder
höherer
sozialer Schichten in ihren sprachlichen bzw. mathematischen Kompetenzen
stärker
vom Kindergartenbesuch profitieren als Kinder niedrigerer Schichten. Diese Ergebnisse beziehen sich allerdings auf Kohorten, die von neueren bundesweiten Reformmaßnahmen im vorschulischen Bereich (verpflichtende Sprachförderung, verpflichtendes Kindergartenjahr, bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan) noch nicht betroffen waren. Der vorliegende Beitrag geht erstmals der Frage nach, ob sich bei Kindern, die von diesen Maßnahmen bereits betroffen waren, zu Ende der Grundschule kompensierende Effekte nachweisen lassen. Auf Basis der Daten der Standardüberprüfung 2015 in Deutsch (österreichweite Vollerhebung von 75.297 Kindern in der vierten Klasse Grundschule) wird gezeigt, dass zwar alle Kinder in ihren sprachlichen Kompetenzen von einem mehrjährigen Kindergartenbesuch profitieren, für Kinder aus dem untersten sozialen Quartil fällt dieser Vorteil jedoch wesentlich geringer aus als für jene aus höheren Schichten. Dies gilt sowohl für Kinder mit Migrationshintergrund als auch für jene ohne. Das heißt, dass der Kindergartenbesuch in Österreich selbst nach Einführung von Sprachfördermaßnahmen für Kinder mit Aufholbedarf in Deutsch, Implementierung eines Bildungsrahmenplans mit starkem sprachlichem Fokus sowie einer Verpflichtung zum Kindergartenbesuch für alle Kinder, nicht dazu beitragen kann, soziale Ungleichheiten in den sprachlichen Kompetenzen zu verringern. Als mögliche Ursachen dafür werden eine unzureichende Qualität bestehender Sprachfördermaßnahmen sowie Schwächen in der Prozessqualität von Kindergärten in benachteiligten Lagen diskutiert. |
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ISSN: | 1865-3553 2523-3181 |
DOI: | 10.1007/s42278-021-00114-x |