Die Selbstbehauptung und Selbstgefährdung des Friedens als Herrschaft des Rechts: Eine endlose Karussellfahrt?

Im vorliegenden Beitrag problematisieren wir den Zusammenhang zwischen Zwang und Frieden in theoretischer und historischer Perspektive. Wir tun dies anhand der Unterscheidung zwischen willkürlicher Gewaltanwendung und der Durchsetzung des Rechts auf internationaler Ebene. Frieden als Rechtsordnung v...

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Veröffentlicht in:Politische Vierteljahresschrift 2018-06, Vol.59 (2), p.269-291
Hauptverfasser: Brock, Lothar, Simon, Hendrik
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im vorliegenden Beitrag problematisieren wir den Zusammenhang zwischen Zwang und Frieden in theoretischer und historischer Perspektive. Wir tun dies anhand der Unterscheidung zwischen willkürlicher Gewaltanwendung und der Durchsetzung des Rechts auf internationaler Ebene. Frieden als Rechtsordnung verweist auf die Überwindung willkürlicher Gewalt zugunsten eines rechtlich eingehegten Zwanges. Aber jeder Anspruch, Willkür durch den Zwang des Rechts zu überwinden, reproduziert aufgrund der Verknüpfung von Recht und Herrschaft seinerseits Willkür: Stabilisierung und Destabilisierung des Friedens durch Recht gehen Hand in Hand. Dieses Dilemma kann nicht überwunden, sondern nur durch eine Rechtsordnung gemildert werden, in der das Recht selbst Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit der Verknüpfung von Zwang und Frieden bietet. Peace is conceivable only as a legal order. According to Hans Kelsen, a legal order is by its very nature a ‘coercive order’. Thus, peace and coercion are not mutually exclusive, but refer to each other in the concept of law. In this contribution, we elaborate and problematize the paradoxical relationship between coercion and peace in theoretical and historical perspective. For this, we differentiate between arbitrary force and legal enforcement in the context of world-order politics. While we argue in favor of peace through law enforcement, we also emphasize the element of arbitrariness in the concept and historical formation of law. This is to say that the stabilization of peace through legal coercion goes hand in hand with its simultaneous destabilization. The text unfolds this dilemma with reference to the evolution of the theory and practice of legitimizing the use of force from past to present. We argue that the dilemma cannot be overcome, but it can be mitigated through the creation of a rule of law, which allows for a reflexive treatment of the tension between peace and coercion.
ISSN:0032-3470
1862-2860
DOI:10.1007/s11615-018-0066-z