Von der Pflanze zur Chemie – Die Frühgeschichte der „Rheumamittel

Zusammenfassung Die empirische Anwendung von Arzneimitteln pflanzlicher, tierischer, aber auch mineralischer Herkunft reicht Jahrtausende zurück. Erst im 19. Jahrhundert gewann die Therapie eine wissenschaftliche Basis durch Extraktion der Wirkstoffe, deren chemische Analyse und schließlich syntheti...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zeitschrift für Rheumatologie 2008-05, Vol.67 (3), p.252-262
1. Verfasser: Kaiser, H.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Die empirische Anwendung von Arzneimitteln pflanzlicher, tierischer, aber auch mineralischer Herkunft reicht Jahrtausende zurück. Erst im 19. Jahrhundert gewann die Therapie eine wissenschaftliche Basis durch Extraktion der Wirkstoffe, deren chemische Analyse und schließlich synthetische Herstellung sowie teilweise chemische Abwandlung der wirksamen Substanz. Die Herbstzeitlose wurde seit dem 2. Jahrhundert vor Christus zur Behandlung von Gelenkkrankheiten und Gicht verwendet; der Wirkstoff Colchicin wurde 1819 entdeckt. Ebenfalls seit 4000 Jahren gilt die Weidenrinde als Mittel gegen Fieber, Schmerzen und Gicht. Der Wirkstoff Salicin wurde 1829 isoliert, die Salicylsäure 1838 und die besser verträgliche Acetylsalicylsäure 1897 synthetisiert. Das Fiebermittel Chinarinde war zwar nie ein Rheumamittel, wurde aber zum Ausgangspunkt wichtiger Antirheumatika. Auf der Suche nach einem Chininersatz wurden 1844 Antipyrin und später, davon abgeleitet, viele antiphlogistisch, antipyretisch und analgetisch wirksame Substanzen entwickelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das stärkste entzündungshemmende Mittel, Cortison, entdeckt, dessen Derivate auch heute noch für die Behandlung entzündlich-rheumatischer Krankheiten unverzichtbar sind. Etwa zum gleichen Zeitpunkt kam es zu einer neuen Forschungswelle, die zur Entwicklung einer großen Zahl so genannter nichtsteroidaler Antirheumatika führte. Nach Entdeckung der proinflammatorischen Zytokine in den 1970er Jahren gelang es in den 1990er Jahren, Antikörper gegen diese Substanzen herzustellen, die eine neue Perspektive für die Rheumatherapie brachten: die so genannten Biologika. Der Saft der Mohnkapseln galt schon bei Hippokrates als Schmerzmittel. Der Wirkstoff Morphin wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts isoliert. In der Rheumatherapie kommen – wenn überhaupt – nur synthetisch hergestellte so genannte Opioide zum Einsatz.
ISSN:0340-1855
1435-1250
DOI:10.1007/s00393-008-0257-x