Versorgung adipöser Menschen aus der Perspektive von Leitungskräften vollstationärer Pflegeeinrichtungen: Ergebnisse qualitativer Experteninterviews

Zusammenfassung Hintergrund Obwohl Menschen mit Pflegebedarf zunehmend unter Adipositas leiden, ist deren pflegerische Versorgung kaum erforscht. Die vorliegende Studie untersucht, wie Leitungskräfte vollstationärer Pflegeeinrichtungen adipöse Bewohner wahrnehmen, welche Bedeutung sie der Adipositas beimessen und ob sie die Versorgung von adipösen Pflegeheimbewohnern mit zusätzlichen Aufwendungen assoziieren. Material und Methoden Es wurden 15 leitfadengestützte Experteninterviews mit Leitungskräften aus Pflegeheimen in Berlin, Sachsen und Bayern durchgeführt. Die Auswertung der Interviews lehnt sich an die Methode von Meuser und Nagel an. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass Leitungskräfte adipöse Pflegeheimbewohner kaum wahrnehmen. Dies resultiert daraus, dass sie der Adipositas als Ernährungs- und Gesundheitsproblem wenig Bedeutung beimessen. Die Versorgung der Pflegeheimbewohner mit Adipositas wird dennoch mit instrumentellen und personellen Mehraufwendungen assoziiert. Jedoch stehen in den Einrichtungen nur unzureichende Ressourcen zur Verfügung, um diese zu bewältigen. Adipositas bleibt als aktuelles Versorgungsproblem in der Langzeitpflege unerkannt. Schlussfolgerungen Um ein Problembewusstsein für Adipositas zu schaffen, ist eine breite pflegefachliche Diskussion des Themas erforderlich. Die Bereitstellung zusätzlicher instrumenteller und personeller Ressourcen ist zur Sicherstellung der fachgerechten Versorgung adipöser Bewohner unabdingbar.