Urogeriatrisches Denken am Beispiel der antiandrogenen Therapie des Prostatakarzinoms
Zusammenfassung Der geriatrische Patient wird als über 75-jährig und multimorbid oder über 80-jährig definiert. Es liegt eine besondere Vulnerabilität vor, die bei Eintreten einer Nebenwirkung oder Therapiekomplikation zu Autonomieverlust führt. Einmal eingetretene Therapiefolgen können nicht mehr a...
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Veröffentlicht in: | Urologe. Ausgabe A 2024-09, Vol.63 (9), p.867-877 |
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Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Online-Zugang: | Volltext |
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Der geriatrische Patient wird als über 75-jährig und multimorbid oder über 80-jährig definiert. Es liegt eine besondere Vulnerabilität vor, die bei Eintreten einer Nebenwirkung oder Therapiekomplikation zu Autonomieverlust führt. Einmal eingetretene Therapiefolgen können nicht mehr ausbalanciert werden. Es gilt, mit Unterstützung von Screening-Instrumenten wie dem ISAR-Screening („identification of seniors at risk“) oder dem G8-Screening den geriatrischen Handlungsbedarf zu erkennen und zu dokumentieren. Besteht ein solcher Handlungsbedarf, sollte nicht unkritisch mit einer onkologischen Therapie begonnen werden, sondern idealerweise mit einem geriatrischen Basis-Assessment oder zumindest durch eine genaue Anamnese therapierelevante Funktionsdefizite identifiziert werden. Diese können dann strukturiert, untersucherunabhängig und forensisch abgesichert mit speziellen Assessments dargestellt werden. Eine geplante Therapie bedarf nicht nur der Betrachtung im Hinblick auf die Verbesserung von Überleben, sondern auch der Kenntnis der speziellen Nebenwirkungen und im Besonderen bei geriatrischen Patienten deren Auswirkungen auf das tägliche Leben. Diese Abwägungen gehören mit dem individuellen Risikoprofil des Patienten abgeglichen, um zu vermeiden, dass eintretende Nebenwirkungen den Therapieeffekt etwa durch eine Verschlechterung des Selbsthilfestatus zunichtemachen. Im Hinblick auf einen oftmals unkritisch eingesetzten Androgenentzug beim Prostatakarzinom gilt es, die hierdurch möglichen Nebenwirkungen wie Osteoporose, Sarkopenie, Anämie und kognitiven Einbußen im Hinblick auf eine mögliche Sturzgefährdung, die Erhöhung der kardiovaskulären Mortalität und die Auslösung eines metabolischen Syndroms unter Berücksichtigung schon bestehender kardialen Erkrankungen bzw. Risikokonstellationen im Blick zu behalten und eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse durchzuführen. |
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ISSN: | 2731-7064 0340-2592 2731-7072 1433-0563 |
DOI: | 10.1007/s00120-024-02397-1 |