Einsamkeit in Zeiten globaler Polykrisen
Zusammenfassung Globale Polykrisen umfassen das synchrone oder konsekutive Auftreten verschiedener Krisen, wobei keine dazwischenliegenden Phasen von Stabilität stattfinden (z. B. COVID-19[„coronavirus disease 2019“]-Pandemie, Inflation, Krieg, Klimakrise). Dies stellt sowohl die Gesellschaft als Ga...
Gespeichert in:
Veröffentlicht in: | Nervenarzt 2024-11, Vol.95 (11), p.991-997 |
---|---|
Hauptverfasser: | , , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
Tags: |
Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
|
Zusammenfassung: | Zusammenfassung
Globale Polykrisen umfassen das synchrone oder konsekutive Auftreten verschiedener Krisen, wobei keine dazwischenliegenden Phasen von Stabilität stattfinden (z. B. COVID-19[„coronavirus disease 2019“]-Pandemie, Inflation, Krieg, Klimakrise). Dies stellt sowohl die Gesellschaft als Ganzes sowie ihre individuellen Mitglieder vor Herausforderungen. Polykrisen sind mit enormen psychischen Belastungen verbunden, insbesondere für vulnerable Gruppen. Auch beeinträchtigen Polykrisen die soziale Interaktion, was subjektiv belastende Einsamkeit auslösen oder verstärken kann. Ziel dieses narrativen Reviews ist es, darzustellen, wie sich Einsamkeit in Zeiten globaler Polykrisen auf das Sozialverhalten auswirkt und welche Konsequenzen damit verbunden sind. Einsamkeit ist sowohl mit psychischer als auch mit körperlicher Morbidität und Mortalität assoziiert; überdies stellt sie ein signifikantes Hindernis für Genesung dar. Studien belegen, dass zwischen psychischen Erkrankungen und Einsamkeit ein wechselseitiger schädlicher Einfluss besteht. Das Sozialverhalten chronisch einsamer Menschen ist durch ein negatives kognitives Bias, Hypervigilanz im sozialen Kontext und ein dysreguliertes Oxytozinsystem gekennzeichnet. Zudem sind Qualität und Quantität ihrer Beziehungen deutlich beeinträchtigt. Gesellschaftliche Konsequenzen von Einsamkeit sind beispielsweise eine Abnahme des sozialen Engagements und der Wahlbeteiligung. Am Phänomen Einsamkeit wird deutlich, dass Krisen latent vorhandene Probleme verschärfen und offen zum Vorschein bringen können. Krisen sind jedoch auch als Chance zu verstehen, um schambesetzte Themen wie Einsamkeit sowohl im öffentlichen Diskurs offen und konstruktiv zu platzieren als auch in psychotherapeutischen Settings zu adressieren. |
---|---|
ISSN: | 0028-2804 1433-0407 |
DOI: | 10.1007/s00115-024-01739-w |