Die Anwendung der Virtuellen Realität in der Behandlung psychischer Störungen

Zusammenfassung Hintergrund Die Virtuelle Realität (VR) ermöglicht das Eintauchen in eine interaktive, digitale Welt mit realitätsnahen Erfahrungen, die im Rahmen therapeutischer Intervention kontrolliert und personalisiert eingesetzt werden können. In dieser Übersichtsarbeit werden die aktuellen Fo...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Nervenarzt 2023, Vol.94 (1), p.27-33
Hauptverfasser: Tsamitros, N., Beck, A., Sebold, M., Schouler-Ocak, M., Bermpohl, F., Gutwinski, S.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Hintergrund Die Virtuelle Realität (VR) ermöglicht das Eintauchen in eine interaktive, digitale Welt mit realitätsnahen Erfahrungen, die im Rahmen therapeutischer Intervention kontrolliert und personalisiert eingesetzt werden können. In dieser Übersichtsarbeit werden die aktuellen Forschungsergebnisse zur VR in der Behandlung psychischer Störungen zusammengefasst. Methode Selektive Literaturrecherche in PubMed und über Google Scholar. Ergebnisse Eine zunehmende Anzahl von Publikationen beschreibt unterschiedliche Einsatzformen der VR in der Behandlung psychischer Störungen. Die Mehrheit der VR-Anwendungen basiert auf Adaptionen bereits etablierter psychotherapeutischer Methoden, insbesondere der Expositionstherapie. Die Virtuelle Expositionstherapie (VRET) in der Behandlung der spezifischen Phobie und der Agoraphobie mit Panikstörung ist laut metaanalytischen Daten gleich wirksam wie die traditionelle Expositionstherapie in vivo. VRET für die soziale Phobie ist signifikant wirksamer als Warte- oder Placebo-Kontrollgruppen, aber im Vergleich zur Expositionstherapie in vivo sind die metaanalytischen Befunde derzeit inkonsistent. VRET bei der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ist laut Metaanalysen gleich wirksam wie eine aktive Psychotherapie. Für die VR-basierte Behandlung der psychotischen Störungen gibt es positive Befunde bezogen auf Reduktion des Stimmenhörens. Bei Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung kann mittels VR „craving“ induziert werden mit noch unzureichend belegter diagnostischer und therapeutischer Relevanz. Schlussfolgerung Die VRET kann als Erweiterung der psychotherapeutischen Behandlung der Angststörungen angeboten werden. Vielversprechende Befunde der VR-basierten Therapien der PTBS und der psychotischen Störungen implizieren den Bedarf weiterer Forschung zur Klärung ihrer Effektivität und Sicherheit. Im Bereich der Abhängigkeitserkrankungen ist die Evaluation klinisch orientierter VR-Anwendungen erforderlich.
ISSN:0028-2804
1433-0407
DOI:10.1007/s00115-022-01378-z