Gemeindepsychiatrische Ansätze zur Vermeidung der Unterbringung in geschlossenen Heimen – eine Positionsbestimmung

Zusammenfassung Hintergrund Die Unterbringung von Menschen mit psychischen Störungen in geschlossenen Heimen ist in vielen Fällen Ausdruck mangelnder alternativer Versorgungsangebote. In dem Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach Sicherung bei chronisch selbstgefährdendem Verhalten, rezidivierend...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Nervenarzt 2021-09, Vol.92 (9), p.935-940
Hauptverfasser: Borbé, R., Rosemann, M., Nienaber, A., Steinhart, I., Heinz, A.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Hintergrund Die Unterbringung von Menschen mit psychischen Störungen in geschlossenen Heimen ist in vielen Fällen Ausdruck mangelnder alternativer Versorgungsangebote. In dem Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach Sicherung bei chronisch selbstgefährdendem Verhalten, rezidivierender akutpsychiatrischer Krisenintervention und mangelnder Perspektive, eine dauerhafte Therapie zu etablieren, wird vielerorts eine betreuungsrechtlich genehmigte Unterbringung in einem geschlossenen Heim durchgeführt. Fragestellung Welche Alternativen zur geschlossenen Heimunterbringung im gemeindepsychiatrischen Versorgungssystem gibt es in Deutschland? Material und Methode Unter Berücksichtigung einschlägiger Literatur wurde ein Diskussionsprozess in einer Expertengruppe trialogisch unter Beteiligung von Organisationen der Betroffenen und Angehörigen durchgeführt. Ergebnisse Das gemeindepsychiatrische Versorgungssystem in Deutschland ist extrem heterogen. Das zergliederte sozialrechtliche und Finanzierungssystem erschwert eine sektorenübergreifende und kontinuierliche Versorgungsplanung und Leistungserbringung. Passgenaue und individuelle Leistungen, die eine geschlossene Heimunterbringung der betroffenen Personen verhindern könnten, gibt es in Deutschland nur an wenigen Standorten und in Form einzelner Modellprojekte. Schlussfolgerungen Die angesprochenen strukturellen und leistungsrechtlichen Defizite erfordern eine Reform der Rahmenbedingungen und ein Umdenken aller beteiligten Akteure, einschließlich der Kliniken. Alternative Ansätze zur Versorgung von Menschen mit schweren psychischen Störungen werden skizziert, darunter das Weddinger Modell, verbindliche gemeindepsychiatrische Strukturen, das funktionale Basismodell und Assistenzleistungen im Sozialgesetzbuch (SGB) IX infolge der Neuregelungen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG).
ISSN:0028-2804
1433-0407
DOI:10.1007/s00115-021-01136-7