Neue Zielerkrankungen im Neugeborenenscreening: Empfehlungen aus einem Pilotprojekt
Zusammenfassung Hintergrund Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde der Umfang des deutschen Neugeborenenscreenings (NGS) um 14 Erkrankungen erweitert. Die bisher untersuchten Probenzahlen erlauben eine Zwischenbilanz für (a) Hypertyrosinämie Typ I (TYR I) und (b) Propionacidämie, Methylmalonacidurie so...
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Veröffentlicht in: | Monatsschrift Kinderheilkunde 2015-02, Vol.163 (2), p.142-149 |
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Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Online-Zugang: | Volltext |
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Hintergrund
Im Rahmen eines Pilotprojekts wurde der Umfang des deutschen Neugeborenenscreenings (NGS) um 14 Erkrankungen erweitert. Die bisher untersuchten Probenzahlen erlauben eine Zwischenbilanz für (a) Hypertyrosinämie Typ I (TYR I) und (b) Propionacidämie, Methylmalonacidurie sowie Vitamin-B
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-abhängige Störungen (PA/MMA/B
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).
Material und Methode
a) Succinylaceton (anstelle des unspezifischen Tyrosins) als Markermetabolit für TYR I wird zum Hydrazon derivatisiert und gemeinsam mit Aminosäuren und Acylcarnitinen mithilfe der Elektrospray-Ionisation-Tandem-Massenspektrometrie gemessen. b) Bei Verdacht auf PA/MMA/B
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wegen erhöhter Werte für Propionylcarnitin (C3) werden in einer ergänzenden Zweitmessung („second-tier test“) aus derselben Trockenblutkarte Methylmalonsäure (MMS) und 3-OH-Propionsäure (3-OH-PS) mithilfe der Flüssigchromatographie mit Tandem-Massenspektrometrie-Kopplung quantitativ bestimmt.
Ergebnisse
a) Unter 480.000 Neugeborenen wurden 3 mit TYR I identifiziert. Falsch-positive bzw. falsch-negative Resultate sind bisher nicht bekannt. b) Es wiesen 503 von 300.000 Kindern eine erhöhte Konzentration von C3 auf. Unter 35 auffälligen ergänzenden Zweitmessungen ließen sich 3 Patienten mit PA, 3 mit MMA, 3 mit kongenitalen und 7 mit maternalen Vitamin-B
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-Störungen konfirmieren. Das Vorgehen ermöglicht eine Senkung der „Recall“-Rate von 0,17 auf 0,01 % mit Erhöhung des positiven Vorhersagewerts von 3,2 auf 45,7 %.
Schlussfolgerung
Nach Einführung der optimierten Vorgehensweise wird die Aufnahme von TYR I sowie PA/MMA/B
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in das NGS-Programm empfohlen: a) Für TYR I sind eine hohe Sensitivität und Spezifität bei relativ geringem Mehraufwand für Personal/Material gegeben. b) Für PA/MMA/B
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erlaubt das beschriebene Vorgehen beim Screening auf C3-Erhöhung eine sensitive Erfassung mit signifikanter Senkung der falsch-positiven Rate. |
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ISSN: | 0026-9298 1433-0474 |
DOI: | 10.1007/s00112-014-3297-0 |