Akutes vestibuläres Syndrom in der Notaufnahme: Klinische Differenzierung von peripherer vs. zentraler Vestibulopathie

Zusammenfassung Einleitung In der Notaufnahme kann die Differenzierung von zentralen und peripheren Gleichgewichtsstörungen ohne apparative otoneurologische Diagnostik schwierig sein. Die Arbeit untersucht die Häufigkeit einer „Pseudoneuritis vestibularis“ in Abgrenzung zu einer akuten peripher-vest...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:HNO 2020-05, Vol.68 (5), p.367-378
Hauptverfasser: Pudszuhn, A., Heinzelmann, A., Schönfeld, U., Niehues, S. M., Hofmann, V. M.
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Einleitung In der Notaufnahme kann die Differenzierung von zentralen und peripheren Gleichgewichtsstörungen ohne apparative otoneurologische Diagnostik schwierig sein. Die Arbeit untersucht die Häufigkeit einer „Pseudoneuritis vestibularis“ in Abgrenzung zu einer akuten peripher-vestibulären Störung bei Patienten, die notfallmäßig mit dem Verdacht einer Neuropathia vestibularis (NV) stationär behandelt wurden. Methoden In der retrospektiven Analyse wurden von 315 Patienten die Anamnese und klinischen Befunde in der Notaufnahme mit den stationären otoneurologischen Untersuchungsergebnissen sowie bildmorphologischen Veränderungen ausgewertet. In der Notaufnahme ergaben die klinischen Untersuchungen sowohl von einem Neurologen als auch einem HNO-Arzt die charakteristischen Befunde einer NV und keinen sicheren Hinweis auf eine neurologische Störung. Patienten ohne Nachweis einer peripher-vestibulären Störung in der Funktionsdiagnostik erhielten anschließend eine bildgebende Diagnostik mittels zerebraler Magnetresonanztomographie (cMRT). Ergebnisse Bei 69 % der Patienten wurde der Verdacht einer isolierten NV bestätigt. Bei weiteren 29 % konnte weder eine isolierte NV noch eine ischämische zentralvestibuläre Störung als Schwindelursache gesichert werden. Bei 2 % der Patienten mit dem Verdacht auf eine NV wurde in der späteren cMRT-Bildgebung eine zentralneurologische Störung mit Infarkten des Pontomesenzephalons, der Medulla oblongata und des Cerebellums diagnostiziert. Schlussfolgerung Zentrale Ischämien können gelegentlich das Bild einer peripher-vestibulären Störung vollständig imitieren und bei der notfallmäßigen Behandlung von Patienten mit akuten Schwindelsymptomen trotz fachgerechter Anamnese und klinischer Untersuchung differenzialdiagnostisch nicht sicher abgrenzbar sein. Zur Diagnosesicherung der NV sollte eine videookulographisch-gestützte thermische Prüfung bzw. ein Videokopfimpulstest erfolgen. Bei fehlendem Hinweis auf eine NV ist bildgebende Diagnostik mittels cMRT zum Ausschluss einer zentralen Ischämie erforderlich.
ISSN:0017-6192
1433-0458
DOI:10.1007/s00106-019-0721-8