Allmanach auf das || Schaltjahr nach der || gnadenreichen Geburt Jesu Christi || MDCCLXXVI.
Über einem mächtigen Sockel entfaltet sich ein phantastisches Schaugerüst, das nicht von prunkvoller Architektur beherrscht wird, sondern von üppiger ephemerer Festdekoration, welcher zum einen der Reiz des Zufälligen, zum anderen die Provokation des Regelwidrigen Aufmerksamkeit verleiht. Inmitten e...
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246 | 1 | |a Almanach auf das Schaltjahr nach der gnadenreichen Geburt Jesu Christi 1776 | |
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500 | |a Frontispiz (Technik und Material): Radierung und Kupferstich, Papier | ||
500 | |a Frontispiz (Aufbau): Die flott aufgezogene, sehr eigenwillige und ideenreiche Konzeption folgt zwar dem traditionellen Gestaltungskanon der Wappenkalender mit ihrer Dreiteilung in Kopfstück mit Glorie, Mittelstück mit Almanachfeld und Wappensäulen sowie Fußstück mit Vedute, verschleiert sie aber durch neuartige Interpretation, phantasievolle Verflechtung, ungewöhnliche Aufteilung und freizügige Inszenierung, die eine Momentaufnahme einer theatralischen Handlung suggeriert. Die Wappenreihen sind nun zur Dekoration eines Lorbeerbaumes zusammengefasst, der sich an einem Obelisken emporrankt. Dieser gipfelt im Porträt des Fürstbischofs, dessen weltliche Herrschaft unter dem Gottesgnadentum des darüber sich öffnenden Himmels steht. Seine Zeitlichkeit dokumentiert der aktuelle, nun auf die vier Jahreszeiten aufgeteilte Kalender. Anspielungen auf ritterliche Tugenden und Allegorien von Ceres und Main begleiten die obligate Ansicht. Dass diese als topographische Vedute und nicht wie auf dem Gipfel des Rokoko in illusionistischer Fernsicht dargeboten wird, ist ein untrügliches Zeichen, daß der Zenit des Zeitstils bereits überschritten ist. Trotz mancher Mängel in der Detailzeichnung ist dieses Frontispiz eine der großartigsten Erfindungen deutscher Kalendergraphik | ||
500 | |a Almanach (Technik und Material): Zweifarbiger Typendruck schwarz/rot auf Papier | ||
500 | |a Almanach (Aufbau): Almanach quartalsweise auf 4 "Monatszettel" aufgeteilt, davon jeder beginnend mit 2 einspaltigen Zeilen der entsprechenden Jahreszeit (Zeile 1) und des in vier Absätze gegliederten Titels (Zeile 2), daran anschließend je 3 parallel angeordnete Monatstabellen | ||
500 | |a Erhaltung: Mittelkräftiges Druckbild, knapp bis Plattenrand beschnitten, kleine Risse, Abrieb, teilweise vergraut und verstaubt, auf Karton aufgezogen | ||
520 | 8 | |a Über einem mächtigen Sockel entfaltet sich ein phantastisches Schaugerüst, das nicht von prunkvoller Architektur beherrscht wird, sondern von üppiger ephemerer Festdekoration, welcher zum einen der Reiz des Zufälligen, zum anderen die Provokation des Regelwidrigen Aufmerksamkeit verleiht. Inmitten einer wuchtigen archaischen Ruinenarchitektur von undefinierbarem, wohl exedrenartigem Grundriss erhebt sich ein übereck gestellter Obelisk, an dem sich ein fein verästelter Lorbeerbaum emporrankt. Daran aufgehängt finden sich, von einem Baldachin bekrönt und einer weit herabhängenden, vom Wind gebauschten Draperie hinterfangen, hierarchisch geordnet zuoberst das aufgeklebte Bildnismedaillon des regierenden Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim, Fürstbischof von Würzburg (1755-1779) und Bamberg (1757-1779), mit flatternder Titelbanderole und Wappen (beide eingestochen), darunter die römisch I-XX numerierten Schilde von Propst, Dechant, Custos, Scholasticus und weiteren 5 Kapitularen, jeweils mit ihren 4 Agnaten sowie dem Datum der Aufschwörung und Possesserteilung, darunter anschließend die gleichgestaltete Heraldik der 9 Domizellaren. Das Schriftband nennt: "Adam9 Frideri.[cus] Dei Gratia S.[acri] R.[omani] I.[mperii] Princ.[eps] Ep[iscopu]s, Bamberg.[ensis] et Herb.[ipolensis] F.[ranciae] Or.[ientalis] Dux". | |
520 | 8 | |a Den Beginn der Domizellarwappenreihe markiert eine ähnliche Banderole: "Anfang deren DOMI || CELLAR Herren." Das letzte Wappenoval rechts unten verkündet: "Ende deren || DOMICELLAR || Herren." Darunter hängen an einem Ast die Wappen der Familien Würtzburg (links) und Wolfskeel (rechts) sowie in der Mitte des Stiftes Haug als die in Banderole ausgewiesenen "Lehenbahre Ritter Stände". Am Fuß präsentiert ein geharnischter Ritter eine Achtahnenprobe, mit der die Stiftsherren ihre Ritterbürtigkeit und Stiftsfähigkeit nachzuweisen hatten. Dieser Vorschrift des Zeitlichen hält gegenüber Chronos das Stundenglas als Symbol von deren Endlichkeit entgegen. Martialisch herausgeputzte Putten spielen darunter mit Kriegsgerät: Fahnen, Schwert, Stückrohren, Schanzgerät, Lanzen, Standarten und Trommeln. Ein gewappneter Schildträger weist das Stiftswappen mit der Lilie vor, die Allegorie der Tapferkeit entfaltet eine große Ansicht mit der Feste Marienberg als Propstei St. Marien des Ritterstifts, mit dem Mainviertel und dem Stiftskomplex links. Ceres mit Ährengarbe und Früchtekorb (links) und Flussgott Moenus mit Ruder, Fischernetz und Wasserurne (rechts) zu Seiten der Vedute symbolisieren die natürlichen Reichtümer des Stiftsgebietes und des Landes. | |
520 | 8 | |a Der ungewöhnlicherweise in 4 Jahreszeitentrimester - "Winter." - "Frühling." - "Sommer." - "Herbst." - aufgesplittete Almanach wird in Höhe des Gesimses von vier allegorisch ausstaffierten Genien vorgewiesen; eine Anspielung auf das Ruinenmotiv des Aufbaus als Symbol der Vergänglichkeit. Darüber setzt bereits die Glorie ein, beherrscht oben von der auf Wolken stehenden gekrönten Madonna mit Jesuskind vor einem bewegten, von Putten gehaltenen Vorhang. Auf Wolkenbänken sitzend der Bistumsgründer St. Bonifatius (links) und St. Viktor (rechts), darunter die beiden Stiftspatrone St. Burkard, erster Bischof, und der Apostel Andreas. Laufzeit dieses Typus 1767-1802 | |
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