Fešte ali politično delo? participacija mladih Slovenk in Slovencev na avstrijskem Koroškem
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1. Verfasser: | |
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Format: | Buch |
Sprache: | Slovenian |
Veröffentlicht: |
Klagenfurt
Drava
[2015]
|
Schriftenreihe: | DravaDiskurs
|
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract Literaturverzeichnis |
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Uvod ... 7
Participacija in teoretska izhodisca ... 9
Motivacija mladih za sodelovanje ... 10
Vrednote mladih se spreminjajo ... 15
Mladi Slovenci vznanstvenih raziskavah ... 19
Okvirni pogoji za participacijo mladih ... 30
Metodoloska izhodisca in pristopi ... 34
Participacija mladih iz Perspektive kulturnikov ... 38
Tezave pri vkljucevanju mladih ... 38
Zgled starsev vpliva na angazma mladih ... 43
Kako nagovarjati mlade ... 45
Medgeneracijski konflikti... 47
Potrebe mladih se spreminjajo ... 50
Slovenske mladinske organizacije ... 52
Zahteve slovenskih mladinskih organizacij ... 59
Kje se zatika? Participacija zvidika mladih ... 61
Zgled starsev in moznosti vkljucevanja ... 61
Odhajanje mladih ovira njihovo participacijo ... 65
Premalo razvojnih priloznosti in pogled na pozitivne prakse ... 66
Zgodovinska bremena in travme v pripovedih mladih ... 69
Kaj bi se lahko izboljsalo? ... 73
Proteziranje nekaterih druzin in vpliv regionalne pripadnosti ... 85
Povzetekpoglavja ... 67
Prisotnost mladih v medijih slovenske narodne skupnosti ... 89
Kako se mladi predstavljajo v slovenskih medijih? ... 91
Mladi v politicnih organizacijah slovenske narodne skupnosti ... 93
Zakljucek ... 97
Zusammenfassung: Die Partizipation slowenischer Jugendlicher... 100
Literatura ... 108
Zusammenfassung
Die Partizipation slowenischer Jugendlicher
Die öffentliche Debatte zum Thema Partizipation Jugendlicher erlebte in den
vergangenen Jahren eine Konjunktur. Zahlreiche Untersuchungen widmen
sich den veränderten Rahmenbedingungen und Formen gesellschaftlicher
Beteiligung Jugendlicher, wobei die geringe Wahlbeteiligung von zentralem
Interesse ist. Das Spektrum der politischen (und kulturellen) Partizipation
reicht von der Mitgliedschaft in Organisationen bis hin zur Mitarbeit in in-
formellen Gruppierungen und punktuellen Beteiligung an öffentlichen Ak-
tionen (vgl. Gaiser 8c de Rijke 2001): Dabei zeigt sich vielfach eine abneh-
mende Mitgliedschaft in traditionellen Organisationen, Vereinen und
Verbänden, die in der Vergangenheit wichtig für die soziale Identitätsent-
wicklung und die soziale Vernetzung war. Die Partizipation Jugendlicher
wird auch durch das Konsumdenken bedroht.
Soziologische Untersuchungen zur Situation Jugendlicher in Italien zei-
gen eine sinkende politische Mobilisierbarkeit, etwa im Vergleich zu den
1970er Jahren. De Lillo (2002) spricht von einer zunehmenden Bedeutung
von Familie und Freundschaftsbeziehungen, wobei sich die Partizipations-
bereitschaft hin zur Freiwilligenarbeit (z. B. im sozialen Bereich) verschiebe,
die öffentlich nicht sichtbar sei. Dabei verortet er eine pragmatische Haltung
Jugendlicher: Die eigenen Interessen und das soziale Umfeld beeinflussten
wesentlich die Bereitschaft zur Beteiligung (vgl. auch Buzzi et al. 2007).
Ich verstehe Partizipation als Recht auf eine freie, gleichberechtigte und
Öffentliche Teilnahme an gemeinsamen Diskussions- und Entscheidungs-
prozessen, wobei ich überzeugt bin, dass Jugendliche befähigt sind, an jenen
demokratischen Prozessen und Fragen teilzunehmen bzw. mitzuentschei-
den, die sie direkt betreffen. Somit befürworte ich eine emanzipatorische
Partizipation (vgl. Griese 2003), die Jugendliche emanzipiert und sie nicht
nur beruhigt und beschwichtigt.
Auch deutsche Studien zur Partizipation Jugendlicher konstatieren ein
sinkendes Interesse für die institutionalisierte Politik (vgl. Gaiser 8c de Rijke
2001; Heitmeyer 1991, Hurrelmann 2010 etc.). Es wird von Parteimüdigkeit
Jugendlicher gesprochen, die sich durch den Wandel der Beteiligungsfor-
men erklären lässt: Jugendliche interessierten sich verstärkt für unkonventio-
nelle Formen der politischen Partizipation und sind in informellen Gruppie-
100
rungen mit flexiblen Beteiligungsmöglichkeiten aktiv. Die Wahlbeteiligung
sinkt, die Mitarbeit in Gruppierungen, die ökologische und andere alterna-
tive Themen aufgreifen, steigt hingegen (vgl. Gaiser de Rijke 2001:11).
Jugendliche sehen die konventionelle Politik nicht mehr als ihr zentrales
Betätigungsfeld. Ihre Sympathien gelten vielmehr unkonventionellen, flexi-
blen und selbstbestimmten Aktionsformen bzw. punktuellen politischen
Handlungsformen ohne langfristige Verpflichtung, dafür aber mit Spaßfak-
tor, wobei die modernen Kommunikationsmittel wie Facebook, Twitter, You-
tube etc. diese Tendenz noch verstärken.
Eigene Untersuchungen zur Partizipation slowenischer Jugendlicher in
Kärnten zeigen ihre ambivalente Haltung zur traditionellen slowenischen
Politik. So distanzieren sie sich teilweise massiv von den slowenischen poli-
tischen Organisationen und sind aktiv für Umwelt, Frieden und Dritte Welt.
Auf ähnliche Erfahrungen verweisen Jagodic Vidali (2009) bei sloweni-
schen Jugendlichen in Italien: Die ethnische Zugehörigkeit liege in der Wer-
teskala ziemlich weit hinten, wofür minderheiteninterne Streitereien und
Konflikte als Begründung angegeben werden. Jugendliche in Südkärnten in-
teressieren sich zwar für Themen rund um die »Minderheitenfrage«, wählen
dabei jedoch andere Zugänge als die vorhergehenden Generationen und dis-
tanzieren sich von internen Konflikten und Streitereien, die in der politi-
schen Differenzierung in verschiedene politische Lager wurzeln.
Die slowenischen Kärntner Jugendlichen können Karriere, Familie und
die erwünschte kulturelle und politische Beteiligung in slowenischen Verei-
nen kaum mehr unter einen Hut bringen. Das zeigen Umfrageergebnisse bei
Leiter/innen slowenischer Kulturvereine: Jugendliche und Postadoleszente
hätten aufgrund ihrer vielfältigen Aufgaben kaum mehr Zeit für die regelmä-
ßige Teilnahme an Vereinsveranstaltungen, dies gelte vor allem für die Al-
tersgruppe 20-30 Jahre. Die Eingliederung ins Berufsleben und die Grün-
dung einer Familie treten somit in Konkurrenz zum erwarteten Engagement.
Probleme auf dem Arbeitsmarkt führen häufig zur Abwanderung junger Slo-
weninnen und Slowenen.
Ein weiteres Problem ist die Überalterung der Bevölkerung: Die Studie
»Mladina 2010/Jugend 2010« geht für Slowenien von einer Verringerung
der Zahl der Jugendlichen um 20 Prozent bis 2020 aus (vgl. Lavric Flere
2010: 88). Ähnliche Entwicklungen gibt es in Kärnten (vgl. Ibounig 2010)
und in Deutschland (vgl. Hurrelmann 2001: 3)- Darüber hinaus hat sich der
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Anteil der studierenden Jugend stark erhöht, zugleich ist der Anteil jener Ju-
gendlichen gesunken, die einer regelmäßigen Arbeit nachgehen.
Knauer Sturzenhecker (2005) stellten bei Untersuchungen von Proble-
men Jugendlicher in Deutschland fest, Partizipation werde in Politik und Pä-
dagogik unklar konzipiert: Jugendliche dürften bei demokratischen Ent-
scheidungsprozessen ihre Bedürfnisse nur vortragen, damit andere über sie
entscheiden könnten (ebd.: 64). Jugendliche durchschauten diese Mechanis-
men und berichteten zu Recht von mangelnder Anerkennung durch die Er-
wachsenen.63
Wichtige Partizipationsfelder Jugendlicher sind Familie, Schule und Ju-
gendgruppen sowie der öffentliche Raum. Jugendliche sind in einer Lebens-
phase der Ablösung von der Familie. Gaiser und de Rijke (2001: 9) unter-
scheiden drei Formen der Beteiligung: Die erste beinhaltet die Beteiligung in
großen Organisationen und Verbänden, die Mitarbeit ist hier langfristig
konzipiert und wird von starker Loyalität getragen; die zweite zielt auf infor-
melle Gruppierungen, Initiativen und alternative Organisationen wie Um-
weltgruppen, Friedensbewegungen und Bürgerinitiativen ab und wurde in
den 1970er Jahren außerhalb der etablierten Politik entwickelt. Die dritte
Form setzt sich aus punktuellen Beteiligungsaktionen zusammen, die tem-
porär und situativ zur Artikulation politischer Ziele dienen. Die Autoren
sprechen von einer Abnahme der aktiven Betätigung in traditionellen gesell-
schaftlichen Organisationen wie Vereinen und Parteien, wobei aber nicht
von einer grundsätzlichen Beteiligungsverweigerung ausgegangen werden
kann. Die Aktivität in informellen Gruppierungen habe ein konstantes Ni-
veau und zeuge von der Sympathie Jugendlicher für unkonventionelle, flexi-
ble und selbstbestimmte Aktionsformen. Vor allem zeitlich begrenzte punk-
tuelle politische Handlungsformen ohne langfristige Verpflichtung, zu
Themen, die sie betreffen, mobilisierten viele Jugendliche (ebd.: 15).
Die Autoren sind weiter überzeugt, die mangelnde Partizipationsbereit-
63 Die Autoren plädieren dafür, bei den Zielgruppen anzusetzen, und veranschaulichen dies
anhand praktischer Beispiele: So bedeute etwa das demokratisch gleiche Recht für alle in einer
partizipativen Versammlung, dass die sprachlich Unsicheren genauso zu Wort kommen kön-
nen wie die Sprachmächtigen. Die Differenz müsste berücksichtigt werden, das gilt vor allem
für geschlechtsspezifische Unterschiede oder für verschiedene ethnische Hintergründe Jugend-
licher, etwa bei Migrationshintergrund, und damit verbundene Schwierigkeiten, sich zu artiku-
lieren.
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schaft sei darauf zurückzuführen, dass angesichts der vielfältigen Möglich-
keiten keine Zeit für ein zusätzliches Engagement übrig bleibe.
Meine Forschungsergebnisse bestätigen dies: Privates Lebensumfeld,
Freunde, Ausbildung und Beruf sind vielen Jugendlichen wichtiger als die
Mitarbeit in den Vereinen. Dies gilt vor allem für die Altersgruppe 20-30
Jahre. Viele Postadoleszente können während des Studienaufenthaltes in
größeren österreichischen Städten nicht in »ihrem« Verein aktiv sein.
Hurrelmann (2001) plädiert für mehr Partizipation von Jugendlichen
und geht von einer unbefriedigenden Situation zwischen den Generationen
aus: Er spricht sich für eine neue Aushandlung des Generationenvertrages
und für eine verstärkte Partizipation Jugendlicher aus. Von Politikverdros-
senheit bei Jugendlichen könne jedoch keine Rede sein, »was sie verdrießt,
sind Politiker und Parteien, die zu Funktionärskadern geworden sind. Ju-
gendliche erwarten eine neue Definition von Solidarität, Gleichberechti-
gung und Gerechtigkeit bei der Verteilung von gesellschaftlichen Privilegien
und Gütern sowie klare Kriterien für die Verwendung lebenswichtiger Res-
sourcen. Sie fordern dabei zu Recht einen fairen Generationenvertrag« (Hur-
relmann 2001: 6).
Meine Forschungsergebnisse bestätigen Hurrelmanns Sichtweise. Slowe-
nische Jugendliche äußerten sich in den narrativen Interviews dahingehend,
einige (slowenische) Funktionäre »richteten es sich«, für Projekte und Initia-
tiven junger Menschen aber bleibe kein Geld übrig.64
In diesem Kontext überraschen die Äußerungen slowenischer Jugendli-
cher nicht, es habe keinen Sinn in den slowenischen politischen Organisatio-
nen mitzuarbeiten und die Meinung zu sagen, weil man zu wenig gehört
wird bzw. nichts ändern kann.
Die Forderungen der slowenischen Kärntner Jugendorganisationen
Im slowenischen Dachverband der Jugendorganisationen (SMO, Slovenske
mladinske organizacije) sind folgende slowenische Jugendorganisationen ein-
gegliedert: der Kärntner Schüler/innenverband KDZ (Koroska dijaska zveza),
64 Das veranschaulicht etwa das Jugendprojekt »Iskrica«: Es hatte ein positives Medienecho,
allerdings kaum finanzielle Unterstützung durch slowenische politische Organisationen. Vgl.
dazu die Aussage des Projektleiters und Mentors Miha Dolinsek, in Nedelja, 20. 11. 2011, S. 1.
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der Klub slowenischer Student/innen in Klagenfurt/Celovec KSSSK (Klub
slovenskih studentk in studentov Celovec), die Junge Einheitsliste Mlada EL
(Enotna lista) und die slowenische Katholische Jugend (Katoliska mladina).65
Der Dachverband der slowenischen Jugendorganisationen hat seit dem Som-
mer 2011 eigene Räumlichkeiten in der Klagenfurter Spengergasse.
Die Jugendorganisationen erheben folgende Forderungen an die sloweni-
schen Organisationen und die slowenischen Repräsentant/innen:
- Sie beklagen, dass persönliche Interessen und die Interessen bestimmter
slowenischer Freundeskreise im Zentrum der derzeitigen Politik stünden.
- Sie wünschen sich mehr Demokratie, das heißt die slowenischen Funk-
tionäre sollten nicht in ihren Zentralen entscheiden, sondern die Meinung
und die Wünsche der gesamten slowenischen Sprachgruppe berücksichti-
gen. Erwünscht ist eine demokratische Organisationsstruktur.
- Sie beklagen die (fehlenden) finanziellen Mittel für die Jugendorganisa-
tionen: Die Jugendlichen müssten für jedes Projekt um finanzielle Unterstüt-
zung »betteln«.
- Slowenische Jugendliche fühlten sich oft unerwünscht bzw. von den
Funktionären nicht ernst genommen. Die magere finanzielle Unterstützung
sei oft mit der Vereinnahmung als die »Ihrigen« seitens der jeweiligen Orga-
nisation verknüpft. Die Jugendorganisationen wollen sich politisch nicht als
»links« oder »rechts« verstehen bzw. deklarieren. Sie wünschen sich, für ihre
innovativen Ideen und Projekte gefördert zu werden, nicht aber, um damit
NSKS-ler (NSKS - Narodni svet koroskih Slovencev = Rat der Kärntner Slo-
wenen) oder ZSO-ler (ZSO - Zveza slovenskih organizacij = Zentralverband
slowenischer Organisationen) zu werden.66
Die Partizipation aus der Sicht slowenischer Jugendlicher
In den Narrationen slowenischer Jugendlicher wird häufig unterschieden
zwischen jenen, die kulturell oder politisch aktiv sind, und jenen, die nicht
bereit sind, in den Organisationen der Sprachgruppe zu partizipieren. Die
Bereitschaft zur Partizipation sei von folgenden Faktoren abhängig: vom Ge-
65 Weiter ist auch die Sektion Jugend im slowenischen Wirtschaftsverband (Slovenska go-
spodarska zveza, sekcija mladi, SGZ) sehr aktiv, vor allem in Wirtschaftsbelangen, vgl. Start up
u.ä. Aktionen.
66 Vergleiche Novice, TAKe that (Beilage, Schülerzeitung) 2010/2011, S. 2.
104
fühl der Zugehörigkeit, von für Jugendliche interessanten Inhalten, von der
Möglichkeit, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein, aber auch vom Vorbild
der Eltern und den Vereinsangeboten in einem spezifischen Raum.
Von den Vertreter/innen der kulturellen Vereine sind neben persönlichen
Problemen auch die strukturellen Gegebenheiten in den Dörfern als (De-)
Motivationsfaktor angesprochen worden.
Das Vorbild der Eltern und die kulturelle Einbindung der Herkunftsfami-
lie wurden sowohl in Expert/innengesprächen als auch von Jugendlichen als
wichtiger Motivationsfaktor für die Partizipation Jugendlicher angesehen.
Dennoch gibt es auch hier Brüche, denn als Begründung für das fehlende
Engagement wird oft einfach nur »Lustlosigkeit« angegeben.
In den meisten Interviews mit Jugendlichen wurde hingegen die Vorbild-
rolle der Eltern thematisiert, die bei den Kindern die Freude und das Interesse
an der kulturellen Beteiligung weckten. Ein junger Akademiker erzählte,
seine Mutter hätte ihn als Alleinerzieherin schon in frühester Kindheit zu den
verschiedensten slowenischen Veranstaltungen »mitgeschleppt«, so hätte
sich dann auch sein Interesse an den verschiedenen Angeboten entwickelt.
Besondere Probleme gibt es im Hinblick auf die Partizipation in der Al-
tersgruppe 20-30 Jahre, wobei die Abwanderung dieser Altersgruppe dafür
verantwortlich ist.
Viele slowenische Jugendliche thematisierten den abrupten Abbruch der
Beteiligung zu Beginn des Hochschulstudiums. Durch die räumliche Dis-
tanz fanden sie später keinen Zugang mehr zum heimischen, slowenischen
Kultur verein. Jene, die in den größeren Ausbildungszentren und im urbanen
Umfeld geblieben sind, vermissten z. T. kulturelle Angebote in slowenischer
Sprache.
Neben der Abwanderung und der aktiven Partizipation jener, die in den
Dörfern bleiben, gibt es auch Jugendliche, die sich nicht für die Kultur und
die slowenische Politik interessierten. Problematisch sei auch die fehlende
Einbindung Jugendlicher in die Entscheidungsgremien der slowenischen
kulturellen und politischen Vereine und Organisationen.
Jugendliche thematisierten weiter die Notwendigkeit der aktiven Einla-
dung zur Mitarbeit seitens der Vereine. Wenngleich einige slowenische Kul-
turvereine die Jugendlichen bereits in den neuen Medien, z. B. via Facebook,
ansprechen, sind sie dabei nicht immer erfolgreich.
Ein wichtiger Themenbereich in den lebensgeschichtlichen Erzählungen
los
war die politische Differenzierung zwischen den verschiedenen sloweni-
schen politischen Organisationen. Dabei gehe es häufig um die Frage, ob
man der »richtigen« Organisation angehöre. Die politische Differenzierung
der Kärntner Slowen/innen spiegelt sich auch in der Existenz zweier slowe-
nischer Kulturverbände wider: Slowenischer Kulturverband (SPZ = Slo-
venska prosvetna zveza) und Christlicher Kulturverband (Krscanska kul-
turna zveza = KKZ). Wenngleich die beiden Verbände häufig zusammenar-
beiteten, gäbe es auch Rivalitäten und weltanschauliche Probleme, die sich
negativ auf die Kulturarbeit auswirkten.
Zusammenfassend kann Folgendes festgehalten werden:
Internationale Studien zur Partizipation Jugendlicher verorten eine ambi-
valente Haltung zur traditionellen Politik. Die Wahlbeteiligung sinkt, ebenso
das aktive Engagement in politischen Parteien, Gewerkschaften und ande-
ren traditionellen Interessensgruppen. Jugendliche engagieren sich ver-
mehrt in unkonventionellen und selbstbestimmten Aktionsformen zu The-
men, die sie bewegen und interessieren, wobei auch der Spaßfaktor einen
Platz haben sollte.
Die slowenischsprachigen Jugendlichen und Postadoleszenten in Kärnten
sind vor allem in der Altersgruppe 15-20 Jahre häufig in kulturelle Vereine
eingebunden und engagieren sich in slowenischen Jugendorganisationen.
Nach der Matura und zu Beginn des Hochschulstudiums zeigen sich jedoch
massive Einbrüche: Jugendliche wandern aus ihren Heimatgemeinden ab
und leben in größeren urbanen Zentren, in denen sie - nicht zuletzt wegen
der tristen Arbeitsmarktsituation für junge Akademiker/innen in Kärnten -
häufig auch nach absolviertem Studium verbleiben.
Den Einbruch in der Beteiligung Jugendlicher dieser Altersgruppe the-
matisierten auch die Vertreter/innen kultureller Vereine. Eine Umfrage hat
ergeben, dass besonders Abwanderung, interethnischer Freundeskreis, feh-
lendes Interesse am zu traditionellen Angebot und ein Überangebot an Ver-
anstaltungen sowie der Zeitmangel als Hinderungsgründe angesehen wer-
den. Dieses Ergebnis deckt sich weitgehend mit den Stellungnahmen
Jugendlicher und Postadoleszenter in den biografischen Erzählungen.
Nach wie vor wirken das positive Vorbild der Eltern und ein attraktives
Angebot für Jugendliche einem zunehmenden Desinteresse an der Partizipa-
tion in den slowenischen Vereinen und Organisationen entgegen.
106
Jugendliche kritisierten kontraproduktive Entwicklungen, die durch die
politisch-weltanschauliche Differenzierung der Slowen/innen in den politi-
schen Organisationen und kulturellen Vereinen nachwirkten. Allzu oft gehe
es bei der Einbindung nämlich um die Frage, ob man der »richtigen« Orga-
nisation oder Familie angehöre. Kritisiert wird weiter, dass die Älteren alle
einflussreichen Funktionen besetzten und nicht bereit seien, Jugendliche an
Entscheidungsprozessen und finanziellen Mitteln teilhaben zu lassen. Zu-
gleich gibt es selbstkritische Stellungnahmen, denen zufolge Jugendliche
nicht bereit seien bzw. sich aufgrund ihrer finanziellen Abhängigkeit von
den Eltern nicht in der Lage sehen, ein Mehr an Verantwortung zu überneh-
men.
107
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