Norovirusinfektion bei Frühgeborenen: von der Gastroenteritis bis zur Sepsis und NEC

Noroviren sind unbehüllte RNA Viren aus der Familie der Caliciviren. Sie sind hochkontagiös, verteilen sich im Aerosol über den Luftweg und führen bei einer hohen Virusausscheidung akut Kranker, hoher Resistenz gegenüber Desinfektionsmaßnahmen und extrem niedriger Infektionsdosis (3–10 Partikel) zu...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Hauptverfasser: Armbrust, S, Kirchhoff, F, Lange, A, Olbertz, D, Kramer, A, Fusch, C
Format: Tagungsbericht
Sprache:ger
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Noroviren sind unbehüllte RNA Viren aus der Familie der Caliciviren. Sie sind hochkontagiös, verteilen sich im Aerosol über den Luftweg und führen bei einer hohen Virusausscheidung akut Kranker, hoher Resistenz gegenüber Desinfektionsmaßnahmen und extrem niedriger Infektionsdosis (3–10 Partikel) zu schneller Verbreitung. Zunehmende Inzidenz innerhalb der letzten Jahre. Das typische Bild einer Norovirusinfektion beginnt mit Erbrechen mit konsekutivem Durchfall und abdomineller Symptomatik bei durchschnittlich 24h Dauer. Die Verbreitung wird durch hohe Personendichte (Kindergärten, Hotels, etc.) begünstigt. Problem: Enge bauliche Verhältnisse auf Neonatologien, Wärme in den Inkubatoren wirkt wie Überdruckkammer beim Öffnen, meist eine Schwester für mehrere Kinder, Besuch von kleineren Geschwistern wird zunehmend toleriert und zur besseren Bindung auch gewünscht. Unreifes Immunsystem der Frühgeborenen und besondere Anfälligkeit des Gastrointestinaltraktes. Fallbeschreibungen: Neun Frühgeborene mit einer klinisch manifesten Norovirusinfektion. Die klinische Symptomatik reicht von einfacher abdomineller Distension über Gastroenteritis bis zur NEC. Ein Kind entwickelte das klinische Bild einer Sepsis mit Apnoen, grauem Kolorit, Thrombopenie und konsekutiver respiratorischer Insuffizienz bei Nachweis einer frischen Noro-Virusinfektion. Asymptomatische Verläufe, jedoch mit langer Viruspersistenz traten in unserem Krankengut ebenfalls auf. Conclusion: Noroviren können beim Frühgeborenen Ursache für sehr unterschiedliche Krankheitsbilder bis hin zur NEC und sepsisähnlichen Verläufen sein. Noroviren als Auslöser dieser Krankheitsbilder sind dem Neonatologen meist nicht bewusst, stellen aber aufgrund ihrer Zunahme und atypischen, oft schweren Verläufe eine Herausforderung dar. In der Strategie der Bekämpfung kann nur das konsequente Umsetzen hygienischer Maßnahmen (Handschuh-, Mundschutz- und Kittelpflege, Einsatz Norovirusaktiver Hände- und Fußbodendesinfektionsmittel, Gruppenpflege Erkrankter, eingeschränktes Besuchsrecht bis hin zur temporären Schließung einer Neo-ITS) die Persistenz der Noroviren durchbrechen und somit das Risiko einer Neuinfektion vermindern und letztendlich die Viren eliminieren.
ISSN:0174-304X
1439-1899
DOI:10.1055/s-2006-946377