Von den Genen zum Erfolg: Der Einfluss dopaminerger Polymorphismen auf Entscheidungsverhalten in einer Börsensimulation

Da bereits in zahlreichen Studien der Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf finanzielles Entscheidungsverhalten gezeigt wurde, stellt sich die Frage, ob und welche biologischen Marker dieser Assoziation zugrunde liegen könnten. In vorheriger Forschung hat sich hierfür der Neurotransmitter Dopamin bereits als vielversprechender Kandidat für die Modulation von Risikound Entscheidungsverhalten herausgestellt. Daher wird in der vorliegenden Studie der Zusammenhang zwischen genetischen Markern des dopaminergen Systems und finanziellem Entscheidungsverhalten untersucht. Zu diesem Zweck wurde eine Börsensimulation über einen Zeitraum von drei Wochen mit N = 133 Teilnehmenden durchgeführt, bei denen eine Genotypisierung für folgende vier funktionelle Polymorphismen erfolgte: einen VNTRPolymorphismus des Dopamintransportergens (rs#28363170), den COMTVall58Met (rs#4680), den DRD2/ANKK1 TaqlA (rs#1800497) und einen VNTR-Polymorphismus des D4-Rezeptorgens in Exon 3 (DRD4e3). Auf Basis dieser Genotypen wurde ein Polygenic Score (PGS) berechnet, durch den ca. 8 % der Varianz im finanziellen Erfolg am Ende der Simulation (Kapital) erklärt werden konnten, allerdings nur bei den männlichen Teilnehmern. Gründe für diesen geschlechtsabhängigen Effekt, darunter möglicherweise unterschiedliche Sozialisationsprozesse, sollten in zukünftiger Forschung näher untersucht werden. Im Anschluss wurde durch die Hinzunahme des PGS ein bereits publiziertes Modell zur Erklärung des Erfolgs innerhalb der Börsensimulation erweitert, wodurch sich schließlich eine Varianzerklärung von insgesamt 47 % bezüglich des Kapitals ergab. Somit liefert diese Studie sowohl ein umfassendes Modell für den Erfolg in einer Börsensimulation als auch einen weiteren Beleg für die Relevanz von Dopamin für (finanzielles) Entscheidungsverhalten.