Nicht kodierende Ribonukleinsäure im kardiovaskulären System

Die Entdeckung regulatorischer nicht kodierender Ribonukleinsäuremoleküle (ncRNA) revolutionierte unser bisheriges Verständnis der Genexpression. Wie umfangreiche Sequenzierprojekte aus jüngerer Zeit zeigten, kommen ncRNAs im menschlichen Transkriptom in nie geahnter Zahl und Verschiedenartigkeit vor, während proteinkodierende „messenger“ RNAs (mRNAs) nur einen kleinen Anteil am humanen Transkriptom ausmachen. Neben strukturgebenden ncRNAs wurden zehntausende regulatorische ncRNAs im Menschen identifiziert, worunter microRNAs, „long-noncoding“ RNAs und die zuletzt entdeckten zirkulären RNAs die Hauptgruppen ausmachen. Mitglieder dieses Verbundprojekts haben bereits wesentliche Erkenntnisse zur Rolle, zu den Mechanismen und den Zielstrukturen von ncRNAs im kardiovaskulären (CV) System beigetragen. Darüber hinaus zeigten sie die Machbarkeit von Therapien, die auf einer Manipulation von ncRNAs bei kardiovaskulären Erkrankungen beruhen. Zwar eröffnete sich mit ncRNAs ein faszinierendes neues Forschungsfeld, doch stellen die enorme Zahl von RNA-Transkripten, ihre unterschiedlichen Wirkmechanismen und die zu ihrer Entschlüsselung notwendigen, komplexen Methoden eine große Herausforderung dar. Die größten Aufgaben sind nun, i) jene ncRNAs zu ermitteln, die im kardiovaskulären System wesentlich für die Entwicklung, Homöostase sowie die Entwicklung und Progression von Krankheiten sind, und ii) ihre Funktionsweise mechanistisch zu verstehen – mit dem Ziel, daraus Zielstrukturen und deren Manipulation abzuleiten, um dringend benötigte neue Therapiewege zu beschreiten.