War Sisyphos glücklich?
Die Analogie zwischen dem Sisyphos-Mythos und der Behandlung von Menschen mit einer Epilepsie ist eine Provokation. Dieser Beitrag möchte die Leser herausfordern, sich sensibilisieren zu lassen, achtsam zu sein und sich in der Routine des Handelns zu hinterfragen, um adäquate Entscheidungen zum Wohl...
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Veröffentlicht in: | Clinical Epileptology 2020-08, Vol.33 (3), p.190-195 |
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Hauptverfasser: | , , , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
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Online-Zugang: | Volltext |
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creator | Jacob, M Dietrich, S Kämpf, M Dietel, T |
description | Die Analogie zwischen dem Sisyphos-Mythos und der Behandlung von Menschen mit einer Epilepsie ist eine Provokation. Dieser Beitrag möchte die Leser herausfordern, sich sensibilisieren zu lassen, achtsam zu sein und sich in der Routine des Handelns zu hinterfragen, um adäquate Entscheidungen zum Wohle der Patienten treffen zu können. Der Alltag in einem tertiären Epilepsiezentrum ist durch die Behandlung der Patienten bestimmt, die nicht anfallsfrei werden oder unter unerwünschten Wirkungen der Behandlung leiden. Der therapieschwierige Verlauf einer Epilepsie wirkt sich auf das soziale Umfeld aus. Familien werden oft durch anhaltende und belastende Anfälle sowie eine Entwicklungs- oder Verhaltensstörung traumatisiert und isoliert. Betroffene Familienmitglieder entwickeln teilweise manifeste psychiatrische Erkrankungen. Im klinischen Alltag werden die zuständigen Teams häufig mit depressiven, ängstlichen und traumatisierten Eltern konfrontiert. Ist mindestens ein Elternteil oder der Patient selbst psychiatrisch auffällig, wird die Arbeit des gesamten Teams stark beeinflusst. Häufig führen manifeste psychiatrische Erkrankungen eines Elternteils, v. a. wenn es in der Verantwortung für die Kinder steht, zu einer Überforderungssituation der behandelnden Kinder- und Jugendärztinnen. Im Besonderen gilt dies, wenn die betroffenen Eltern keine Krankheitseinsicht haben. In diesen Fällen besteht ein hohes Risiko, dass die Behandlung der Kinder und Jugendlichen unzureichend verläuft. Der Beitrag geht auf die traumatisierenden Effekte einer Epilepsie ein und beschreibt an 2 Fallbeispielen Verstrickungen und Lösungsansätze im Umgang mit psychiatrischen Krankheitsbildern in der Epileptologie. Ein Fall führt uns in den Bereich des Kinderschutzes. Der Fall beleuchtet eine Behandlungssituation, in der Symptome durch Angehörige erzeugt, erfunden oder übertrieben dargestellt werden, um medizinische Maßnahmen auszulösen: das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Die englischsprachige Bezeichnung „medical child abuse“ weist deutlicher auf die Verantwortung der Akteure des medizinischen Systems hin. Anfälle sind ein sehr häufig geschildertes Symptom in diesem Zusammenhang. |
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Dieser Beitrag möchte die Leser herausfordern, sich sensibilisieren zu lassen, achtsam zu sein und sich in der Routine des Handelns zu hinterfragen, um adäquate Entscheidungen zum Wohle der Patienten treffen zu können. Der Alltag in einem tertiären Epilepsiezentrum ist durch die Behandlung der Patienten bestimmt, die nicht anfallsfrei werden oder unter unerwünschten Wirkungen der Behandlung leiden. Der therapieschwierige Verlauf einer Epilepsie wirkt sich auf das soziale Umfeld aus. Familien werden oft durch anhaltende und belastende Anfälle sowie eine Entwicklungs- oder Verhaltensstörung traumatisiert und isoliert. Betroffene Familienmitglieder entwickeln teilweise manifeste psychiatrische Erkrankungen. Im klinischen Alltag werden die zuständigen Teams häufig mit depressiven, ängstlichen und traumatisierten Eltern konfrontiert. Ist mindestens ein Elternteil oder der Patient selbst psychiatrisch auffällig, wird die Arbeit des gesamten Teams stark beeinflusst. Häufig führen manifeste psychiatrische Erkrankungen eines Elternteils, v. a. wenn es in der Verantwortung für die Kinder steht, zu einer Überforderungssituation der behandelnden Kinder- und Jugendärztinnen. Im Besonderen gilt dies, wenn die betroffenen Eltern keine Krankheitseinsicht haben. In diesen Fällen besteht ein hohes Risiko, dass die Behandlung der Kinder und Jugendlichen unzureichend verläuft. Der Beitrag geht auf die traumatisierenden Effekte einer Epilepsie ein und beschreibt an 2 Fallbeispielen Verstrickungen und Lösungsansätze im Umgang mit psychiatrischen Krankheitsbildern in der Epileptologie. Ein Fall führt uns in den Bereich des Kinderschutzes. Der Fall beleuchtet eine Behandlungssituation, in der Symptome durch Angehörige erzeugt, erfunden oder übertrieben dargestellt werden, um medizinische Maßnahmen auszulösen: das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Die englischsprachige Bezeichnung „medical child abuse“ weist deutlicher auf die Verantwortung der Akteure des medizinischen Systems hin. Anfälle sind ein sehr häufig geschildertes Symptom in diesem Zusammenhang.</description><identifier>ISSN: 2948-1058</identifier><identifier>EISSN: 2948-104X</identifier><identifier>DOI: 10.1007/s10309-020-00340-w</identifier><language>ger</language><publisher>Heidelberg: Springer Nature B.V</publisher><subject>Adolescents ; Child abuse & neglect ; Epilepsy ; Mental disorders ; Patients ; Pediatrics ; Post traumatic stress disorder ; Seizures ; Social environment</subject><ispartof>Clinical Epileptology, 2020-08, Vol.33 (3), p.190-195</ispartof><rights>Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020.</rights><lds50>peer_reviewed</lds50><woscitedreferencessubscribed>false</woscitedreferencessubscribed></display><links><openurl>$$Topenurl_article</openurl><openurlfulltext>$$Topenurlfull_article</openurlfulltext><thumbnail>$$Tsyndetics_thumb_exl</thumbnail><linktohtml>$$Uhttps://www.proquest.com/docview/2918169643?pq-origsite=primo$$EHTML$$P50$$Gproquest$$H</linktohtml><link.rule.ids>314,778,782,21371,21372,27907,27908,33513,33727,43642,43788,64366,64370,72220</link.rule.ids></links><search><creatorcontrib>Jacob, M</creatorcontrib><creatorcontrib>Dietrich, S</creatorcontrib><creatorcontrib>Kämpf, M</creatorcontrib><creatorcontrib>Dietel, T</creatorcontrib><title>War Sisyphos glücklich?</title><title>Clinical Epileptology</title><description>Die Analogie zwischen dem Sisyphos-Mythos und der Behandlung von Menschen mit einer Epilepsie ist eine Provokation. 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Häufig führen manifeste psychiatrische Erkrankungen eines Elternteils, v. a. wenn es in der Verantwortung für die Kinder steht, zu einer Überforderungssituation der behandelnden Kinder- und Jugendärztinnen. Im Besonderen gilt dies, wenn die betroffenen Eltern keine Krankheitseinsicht haben. In diesen Fällen besteht ein hohes Risiko, dass die Behandlung der Kinder und Jugendlichen unzureichend verläuft. Der Beitrag geht auf die traumatisierenden Effekte einer Epilepsie ein und beschreibt an 2 Fallbeispielen Verstrickungen und Lösungsansätze im Umgang mit psychiatrischen Krankheitsbildern in der Epileptologie. Ein Fall führt uns in den Bereich des Kinderschutzes. Der Fall beleuchtet eine Behandlungssituation, in der Symptome durch Angehörige erzeugt, erfunden oder übertrieben dargestellt werden, um medizinische Maßnahmen auszulösen: das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. 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ispartof | Clinical Epileptology, 2020-08, Vol.33 (3), p.190-195 |
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