Mediieren Gesundheit und Arbeitsfähigkeit die Auswirkungen widriger Arbeitsqualität auf die subjektive Erwerbsperspektive älterer Beschäftigter?

ZusammenfassungHintergrund und FragestellungEine Vielzahl von Forschungsergebnissen zeigt, dass sich widrige Arbeitsbedingungen negativ auf die Erwerbsdauer und die Erwerbsperspektive älterer Beschäftigter auswirken können. Häufig wird diskutiert und angenommen, dass dieser Zusammenhang durch schlec...

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie Arbeitsschutz und Ergonomie, 2022-01, Vol.72 (5), p.219-227
Hauptverfasser: Rohrbacher, Max, Hasselhorn Hans Martin
Format: Artikel
Sprache:ger
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:ZusammenfassungHintergrund und FragestellungEine Vielzahl von Forschungsergebnissen zeigt, dass sich widrige Arbeitsbedingungen negativ auf die Erwerbsdauer und die Erwerbsperspektive älterer Beschäftigter auswirken können. Häufig wird diskutiert und angenommen, dass dieser Zusammenhang durch schlechte Gesundheit mediiert wird, ohne dies explizit zu belegen. In dieser Studie wurde untersucht, welche Auswirkungen eine widrige Arbeitsqualität auf die subjektive Erwerbsperspektive hat und inwiefern dieser Effekt durch Gesundheit und Arbeitsfähigkeit mediiert wird.MethodenDaten von 3118 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der deutschen Babyboom-Kohorten 1959 und 1965, die an allen 3 Wellen (t0 = 2011, t1 = 2014, t2 = 2018) der prospektiven lidA-Kohortenstudie teilgenommen haben, wurden ausgewertet. Mögliche Mediationseffekte wurden im Längsschnitt mittels kausaler Mediationsanalyse mit Inverser-Odds-Gewichtung („inverse odds weighting“) getrennt für manuell und nicht-manuell Tätige untersucht.ErgebnisseSowohl für manuell Tätige (relatives Risiko, RR = 1,06 [95 % Konfidenzintervall, KI 1,01–1,13]) als auch für nicht-manuell Tätige (RR = 1,06 [95 % KI 0,99–1,15]) ging eine widrige Arbeitsqualität mit einem erhöhten relativen Risiko einher, anzugeben, nicht bis zur individuellen Rentenaltersgrenze arbeiten zu können. Bei manuell Tätigen wurden 44 % dieses Effekts durch geringe Arbeitsfähigkeit und 17 % durch schlechte Gesundheit mediiert. Bei nicht-manuell Tätigen wurden 30 % dieses Effekts durch geringe Arbeitsfähigkeit und 13 % durch schlechte Gesundheit mediiert. Die simultane Analyse beider Mediatoren deutet auf eine mögliche Überlappung der Mediationseffekte hin.SchlussfolgerungDie Ergebnisse indizieren wichtige Stellhebel, mit denen die subjektive Erwerbsperspektive älterer Beschäftigter positiv beeinflusst werden kann, nämlich durch bessere Arbeitsqualität und frühzeitige präventive Maßnahmen, um schlechter Gesundheit und vor allem geringer Arbeitsfähigkeit entgegenzuwirken. Bei der politischen Debatte über die Erwerbsteilhabe älterer Beschäftigter sollten die Arbeitsqualität und Arbeitsfähigkeit stärker berücksichtigt werden.
ISSN:0944-2502
2198-0713
DOI:10.1007/s40664-022-00470-0