Struktur und Genesis der Fremderfahrung bei Edmund Husserl

In seiner Fünften Cartesianischen Meditation entwickelt Husserl eine transzendentale Theorie der Fremderfahrung, der sogenannten ,,Einfühlung". Diese Theorie charakterisiert er in dieser Schrift als ,,statische Analyse". Genau besehen werden darin jedoch mehrere genetische Momente der Frem...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
Veröffentlicht in:Husserl studies 2008-04, Vol.24 (1), p.1-14
1. Verfasser: SAKAKIBARA, Tetsuya
Format: Artikel
Sprache:eng ; ger
Online-Zugang:Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In seiner Fünften Cartesianischen Meditation entwickelt Husserl eine transzendentale Theorie der Fremderfahrung, der sogenannten ,,Einfühlung". Diese Theorie charakterisiert er in dieser Schrift als ,,statische Analyse". Genau besehen werden darin jedoch mehrere genetische Momente der Fremderfahrung in Betracht gezogen. In diesem Aufsatz versucht der Verfasser, zuerst aufgrund einiger nachgelassener Texte Husserls die wesentlichen Charaktere der statischen und der genetischen Methode und auch den Zusammenhang der beiden festzustellen, um dann aus der Analyse der Fünften Meditation die statischen und die genetischen Momente konkret herauszuarbeiten. Aus dieser Untersuchung wird deutlich, dass die Theorie der Fremderfahrung in der Fünften Meditation als statische Analyse angesehen werden kann, insofern sie die ,,Fundierungsstruktur" der Fremderfahrung klärt. Es ergibt sich aber auch, dass sie bereits in die genetische Sphäre eingetreten ist, sofern sie durch den ,,Abbau" der höheren Sinnesschicht der Fremderfahrung die primordiale Eigenheitssphäre als Unterschicht freilegt, und wenn sie dann versucht, von dieser Eigenheitssphäre her die höhere Konstitution des fremden Leibes und des alter ego durch die ,,paarende Assoziation" als ,,passive Genesis" aufzuklären. Dieser halb-genetischen Theorie fehlt jedoch ein weiteres notwendiges Verfahren der genetischen Methode (das der Rückfrage nach der ,,Urstiftung"), das überprüfen soll, ob und wie alle zur primordialen Sphäre gehörigen Sinne (,,mein Leib", ,,mein Menschen-Ich" usw.) wirklich ohne konstitutive Leistungen der auf fremde Subjektivität bezogenen Intentionalität "urgestiftet" werden können. Einige Stellen der Fünften Meditation weisen darauf hin, dass eine solche Urstiftung unmöglich wäre. In der Tat hat der späte Husserl seine ehemalige Konzeption, die die statische Fundierungsabfolge zugleich als notwendiges genetisches Nacheinander auffasste, revidiert.
ISSN:0167-9848
1572-8501
DOI:10.1007/s10743-007-9029-8