Zwischen Biologisierung des Sozialen und neuer Biosozialität: Dynamiken der biopolitischen Grenzüberschreitung
Der Beitrag beschäftigt sich mit aktuellen Entwicklungen im Feld der Biopolitik, die das Verhältnis von Medizin, Gesellschaft und Individuum grundlegend verändern könnten. In der sozialwissenschaftlichen Debatte werden diese Entwicklungen äußerst kontrovers beurteilt, unausgesprochen wird dabei aber...
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Veröffentlicht in: | Berliner journal für Soziologie 2007-12, Vol.17 (4), p.547-567 |
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Hauptverfasser: | , , , |
Format: | Artikel |
Sprache: | ger |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Volltext |
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Zusammenfassung: | Der Beitrag beschäftigt sich mit aktuellen Entwicklungen im Feld der Biopolitik, die das Verhältnis von Medizin, Gesellschaft und Individuum grundlegend verändern könnten. In der sozialwissenschaftlichen Debatte werden diese Entwicklungen äußerst kontrovers beurteilt, unausgesprochen wird dabei aber eine mehr oder weniger homogene Entwicklungstendenz des biopolitischen Feldes zugrunde gelegt, die entweder als Biologisierung und Naturalisierung des Sozialen oder als Herausbildung neuer Biosozialitäten und Gewinn an individueller Selbstbestimmung gedeutet wird. Aus dem Blick gerät dabei die Tatsache, dass man es dabei mit teilweise sehr unterschiedlichen Dynamiken zu tun hat. Um diese Differenziertheit und Vielschichtigkeit sichtbar zu machen, möchte unser Beitrag anhand von vier biopolitischen Dynamiken der Ausweitung medizinischer Diagnostik, der Entgrenzung medizinischer Therapie, der Entzeitlichung von Krankheit sowie der Perfektionierung der menschlichen Natur nachzeichnen, wie sowohl etablierte Vorstellungen von der menschlichen Natur als auch eingespielte Grenzziehungen zwischen Krankheit und Gesundheit, Heilung und Optimierung infrage gestellt werden oder sich sogar aufzulösen drohen. Abschließend werden einige Schlussfolgerungen, insbesondere hinsichtlich der Frage nach der möglichen Biologisierung des Sozialen sowie nach den Grenzen biopolitischer Entgrenzungen, gezogen. The article deals with recent developments in the field of biopolitics, which may lead to a fundamental change in the relationship between medicine, society and the individual. While the social scientific debates evaluated these developments rather controversial, there seems to be a tacit consensus regarding the homogeneity of the biopolitical field: its dynamics is interpreted either in terms of a biologisation and naturalisation of social life or in terms of increasing individual self-determination and of the emerging new forms of biosociality. This opposition is, however, ignoring the fact that, within biopolitics, we are rather facing different and heterogeneous social and technological dynamics. To comprehend this complexity, we are discerning four biopolitical dynamics: the extension of medical diagnosis, the extension of therapies and medical technologies, the detemporalisation of illness and the direct enhancement of human nature. These dynamics are not only questioning well-established conceptions of human nature, but tend to affect or even undermine the distinctions betwe |
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ISSN: | 0863-1808 1862-2593 |
DOI: | 10.1007/s11609-007-0045-5 |