Sicheres Absetzen von Psychopharmaka bei älteren Menschen?: Neue Evidenz und praktisches Vorgehen

Zusammenfassung Hintergrund Viele ältere Menschen erhalten dauerhaft eines oder mehrere Psychopharmaka zur Behandlung von Verhaltens- und psychischen Symptomen bei Demenz, depressiven Symptomen, Angst und Schlafstörungen. Damit tragen sie zu Risiken der Multimedikation bei. In den letzten Jahren wur...

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Veröffentlicht in:Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2023-03, Vol.56 (2), p.93-99
1. Verfasser: Kopf, Daniel
Format: Artikel
Sprache:ger
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Beschreibung
Zusammenfassung:Zusammenfassung Hintergrund Viele ältere Menschen erhalten dauerhaft eines oder mehrere Psychopharmaka zur Behandlung von Verhaltens- und psychischen Symptomen bei Demenz, depressiven Symptomen, Angst und Schlafstörungen. Damit tragen sie zu Risiken der Multimedikation bei. In den letzten Jahren wurden mehrere Absetzstudien („deprescribing“) durchgeführt, um zu klären, ob Medikamente sicher abgesetzt werden können. Dieser systematische Minireview fasst Studienergebnisse zusammen und leitet praktische Empfehlungen für den Alltag ab. Methodik PubMed-Literatur-Suche nach klinischen Studien zu Deprescribing in Verbindung mit psychotropen Substanzen. Ergebnisse Nach Ausschluss von Doppelbeschreibungen wurden 12 heterogene klinische Studien identifiziert. In 8 Studien konnten psychotrope Substanzen erfolgreich reduziert werden. In 4 dieser Studien wurden auch Verhaltens-, psychische und funktionelle Endpunkte erfasst. Kriterien für ein erfolgreiches Absetzen waren für Sedativa v. a. Motivation, Information und Mitarbeitsfähigkeit der Patienten und für Antipsychotika bei Menschen mit Demenz die nachhaltige Etablierung nichtmedikamentöser Therapiestrategien. Bei schweren chronischen psychischen Erkrankungen und bei schweren Verhaltensauffälligkeiten im Zusammenhang mit einer Demenz wurde auf Absetzversuche verzichtet. Zu Antidepressiva fand sich keine ausreichende Evidenz. Schlussfolgerung Sichere Absetzversuche sind für Antipsychotika bei Demenz gerechtfertigt, wenn nichtpharmakologische Therapiestrategien nachhaltig implementiert sind, und für Sedativa bei hoch motivierten, mitarbeitsfähigen und gut informierten Patienten.
ISSN:0948-6704
1435-1269
DOI:10.1007/s00391-023-02168-1