Alfred Sohn-Rethel

Elisabeth geb. Oppenheim, Gattin von August Grahl mit ihren Ururenkeln Alfred und Lissi Sohn-Rethel, in Loschwitz ca. 1902 Im Jahr 1936 emigrierte Sohn-Rethel über die Schweiz nach Frankreich. Seine Frau Tilla und seine Tochter Brigit hatte er 1935 nach Luzern vorausgeschickt, wo sie blieben. Nach anderthalb Jahren in Paris gelangte Sohn-Rethel schließlich nach Großbritannien. Im ''Hutchinson Internierungslager'' in Douglas auf der Isle of Man, einem Lager für deutsche und österreichische Emigranten, traf er 1940 Werner Türk wieder, der in der Künstlerkolonie in Berlin über ihm gewohnt hatte. Die Internierten lebten in einer Art Eisenbahnersiedlung, Sohn-Rethel in einem kleinen Haus zusammen mit Kurt Schwitters. Hier entstand das von Schwitters gemalte Porträt Sohn-Rethels. Während seiner Zeit im Lager verfasste Sohn-Rethel wirtschaftspolitische Analysen für den Kreis um Winston Churchill, der sich gerne über die Arbeiten von deutschen Emigranten informierte, um sich gegenüber Arthur Neville Chamberlains Appeasement-Politik rechtfertigen zu können.

Vierzig Jahre blieb Sohn-Rethel in Großbritannien, 1947 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Stundenweise verdiente er sein Geld als Französischlehrer in Birmingham und lebte vom schmalen Gehalt seiner zweiten Frau Joan Margeret, geborene Levi, die im Hospitalwesen beschäftigt war. In den 1950er Jahren lernte er in Birmingham den Altphilologen und Marxisten George Derwent Thomson kennen, der in theoretischen Fragen sein wichtigster Gesprächspartner in dieser Zeit war. Thomson machte ihn unter anderem mit der Philosophie des Parmenides bekannt. Während Thomson den parmenideischen Substanzbegriff (το ἐόν) „als Reflex oder Projektion der Substanz des Warenwertes“ gleichsetzte, ist dieser Seinsbegriff für Sohn-Rethel die erste philosophische Kategorie, die durch das Münzgeld entstanden ist, da dies als materiell konstant und unveränderlich gedacht wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er in die Communist Party of Great Britain ein. Er war zwar bald ernüchtert angesichts ihres Dogmatismus, hielt ihr aber dennoch bis zu seinem Umzug in die Bundesrepublik Deutschland 1972 die Treue.

Erst spät im Leben erfuhr er Anerkennung durch die 68er-Bewegung. Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld machte anlässlich des Begräbnisses von Adorno 1969 die Bekanntschaft von Sohn-Rethel. Auf dessen Zuraten verfasste Sohn-Rethel sein ''opus magnum'' ''Geistige und körperliche Arbeit'', womit er im undogmatischen Teil der Studentenbewegung großen Anklang fand. Besonders Hans-Jürgen Krahl und Oskar Negt waren sehr von seiner materialistischen Erkenntnistheorie beeindruckt. Auf Fürsprache und Vermittlung von Negt erhielt Sohn-Rethel 1972 bis 1976 eine Gastprofessur am mathematischen Fachbereich der Universität Bremen. 1978 folgte eine ordentliche Professur, die er bis Mitte der 1980er Jahre innehatte. In der industriesoziologischen Forschung der 1970er und 1980er Jahre hatte er mit seinem ''Subsumtionstheorem'' einen großen Einfluss vor allem beim Institut für Sozialforschung (IfS) und beim ISF München.

1984 heiratet er zum dritten Mal, die Buchhändlerin Bettina Wassmann. Er freute sich über die Stunden, die er, zumeist vormittags, arbeiten konnte, da ihm seine Augen zusehends zu schaffen machten, und saß zusammen mit Detlev Claussen an einer Neufassung seiner Faschismusanalyse. Veröffentlicht in Wikipedia
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